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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 9)

Rüstung mit der Aachener Krone und dem deutschen Krönungsmantel, 
Karl V. das spanische Costüm mit Mantel und Krone aus dem öster- 
reichischen Krönungsschatz. Von grossem Reichthum ist der Bal- 
dachin, der sie überschattet, und die spielenden Formen, in denen die 
durchbrochenen Wangen und namentlich die weit an die Schale 
heraufragenden Wimperge und Fialen gehalten sind, zeigen, wie eine 
grosse Gewandtheit in der Behandlung der spätgothischen Architektur- 
formen, so einen feinen, trefflichen Geschmack. Die breiten Kaiser- 
lauben werden durch schmale Tabernakel mit üppigen Frauenschuh- 
endigungen geschieden und die schmucken Herolde, die sie ausfüllen, 
halten vor sich einen emaillirten Wappenschild mit dem deutschen 
Reichsadler, der als Herzschild das Familienwappen des daneben 
thronenden Kaisers zeigt. 
Der Sechstheilung des Untersatzes entspricht die der Schale und 
die Verbindung beider wahren, auch für das Auge, die Verstärkungen, 
welche den die Sextanten scheidenden reichgegliederten Schienen aus 
den Baldachinausläufern erwachsen. Diesen Schienen entsprechen 
natürlich im Innern starke Rippen, welche die Sextanten zusammen- 
halten und aus ihrem Treffpunkte in der Mitte den Pfeiler als den un- 
mittelbaren Träger der Bekrönung hervorgehen lassen. Ein getriebener, 
laubwerkgeschmückter Knauf scheidet ihn in zwei Theile, von denen 
der obere mit Recht spiralförmig vorgelegte Dienste zeigt und zwischen 
diesen unmittelbar unter dem Capitäl die krabbenbesetzten Strebe- 
bogen aufnimmt, welche für die geschlossene einheitliche Wirkung 
des Ganzen von entscheidender Bedeutung sind. Zwischen den sechs 
Krabbenvoluten des Capitäls speien sechs Löwenköpfe das wohl- 
riechende Wasser, welches durch Tisch, Untersatz und Pfeiler herauf- 
getrieben wird, in die Schale. Zugleich bildet jenes die Console für 
die Bekrönungslaube, deren Breiten- und Höhenmasse durch die 
oben angegebene nicht zu umgehende Rücksicht leider eine für den 
Gesammteindruck nicht vortheilhafte Beschränkung haben erfahren 
müssen. Die drei Pfeilerstellungen verjüngen sich in malerischer 
Anordnung zum sechseckigen Baldachin und unter ihm bilden die drei, 
nach dem Vorbilde des Dürer'schen Anbetungsbildes in der Tribuna 
zu Florenz, meisterhaft modellirten Standfigürchen der heiligen drei 
Könige mit Schreinchen, beziehungsweise Pokal zu den Füssen und 
Krone in der Hand, eine ebenso gefällige wie sinnige Ausstattung. Der 
viertheilige Doppeladler, in Köln früher mit Vorliebe als Windfahne 
verwendet, schliesst mit dem Banner das Ganze wie der Idee, so der 
Form nach trefflich ab, in der Farbentechnik identisch mit der ganz 
eigenartigen Behandlung,welche der Künstler für die Schale gewählt hat.
	        
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