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Hermeling, der es bekanntlich auf dem Gebiete der Emaillirung,
dank der liebevollsten Pflege derselben durch mehr als vierjahrzehnte,
zu einer namentlich in Bezug auf die Farbenfülle und -Schönheit ganz
ungewöhnlichen Virtuosität gebracht und besonders den die meisten
Schwierigkeiten bietenden Reliefschmelz zu einer den alten Vorbildern
nicht nur ebenbürtigen künstlerischen Bedeutung ausgebildet hat,
verdankt den durch lange Zeit mit grosser Zähigkeit fortgesetzten
Versuchen die Entdeckung einer Emailart, für welche es an alten
Vorbildern nicht ganz fehlt, die er aber wesentlich vervollkommnet
hat. Bekanntlich gehören zu den byzantinischen Bestandtheilen der
Sanct Stephanskrone zu Budapest auch die acht abwechselnd rund-
bogigen und dreieckigen Zacken, welche die Bekrönung des Reifes
bilden, und diese sind mit a jour-Email in offenen Zellen, also Maschen
gefüllt. An einem gothischen Becher des Kensington-Museums wieder-
holt sich diese Technik, die von Cellini bis in die neueste Zeit allerlei
phantastische Deutung erfahren hat, weil das Emailliren ohne Unter-
grund nicht recht erklärlich schien. Allein die neuerdings in Russ-
land und Norwegen gemachten Versuche, aus Filigran Schmuck- und
Gebrauchsgeräthe, sogar ganze Becher, Kästchen u. s. w. zu bilden
und das so gewonnene Netz ohne irgend welchen Fonds mit durch-
sichtigem Schmelz zu füllen, hat sich bewährt, wie manche Probestücke
auf der Stockholmer Ausstellung zeigten, und I-Iermeling hat diese
blendende, fast verblüffende Technik derart entwickelt, dass er in dem
grossen Römer von 14 Centimeter Durchmesser, welchen die Stadt Köln
ihremEhrenbürgerBismarckzuseinemachtzigstenGeburtstageverehrte,
ein 4 Centimeter breites ringsumlaufendes Inschriftband anzubringen
verstand, welches auf dem Grund minutiöser weisser und rother Butzen-
scheibchen die blauen und grünen Minuskelzüge glänzend zur Geltung
bringt. Nach diesen und anderen Vorarbeiten, welche sogar bis zu
Folieneinlagen gediehen, durfte der Künstler das frappante Anerbieten
wagen, die sämmtlichen Sextanten der 47 Centimeter im Durchmesser
haltenden Schale in dieser Technik auszustatten. Der schwere Wurf
ist gelungen: in den richtigen heraldischen Farben sind abwechselnd
das kölnische Wappen mit Helmzier, Löwe und Greif, der deutsche
nimbirte Reichsadler, mit dem kölnischen Wappen als Herzschild derart
ausgeführt, dass Butzenscheibchen von 5 Millimeter Durchmesser
wiederum den Grund bilden und das in diesen Rahmen eingelöthete
Filigrannetzwerk die Zeichnung für diese Wappengestaltungen.
Welcher Sorgfalt bedurfte es da für die Durchlochung der Silbertafel
und für die darauf folgende Filigranirung der grossen Wappen,
welcher Vertrautheit mit den F arbenzusammenstellungen, die hier in