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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 9)

zwei rothen, zwei blauen Tönen, in Weiss, Dunkelgrau, Gelb, Orange, 
Grün erscheinen, sowie mit den Schmelzprocessen der einzelnen 
Farben! Zuweilen mag dem Meister, mit dem für den Erfolg keiner 
die Verantwortung theilen wollte, der Muth gesunken sein; aber er 
hat alle Schwierigkeiten überwunden,und dafür jetzt die Genugthuung, 
ein Meisterwerk geschaffen zu haben, welches nicht nur in technischer 
Hinsicht Anerkennung und Bewunderung verdient; denn auch an der 
künstlerischenWirkung fehlt es dieser Schale nicht: ist doch die Gefahr 
der Verglasung, welcher das blosse Filigranemail leicht verfällt, voll- 
ständig überwunden, der Emailcharakter vollkommen gewahrt, die 
Farbenharmonie durchaus befriedigend, obwohl die einzelnen Töne 
vorgeschrieben waren; und die Stellung des Aufsatzes auf der Tafel 
gestattet den Durchblick wie von unten nach oben, so von oben nach 
unten, in letzterer Richtung auch dem künstlichen Lichte die Wieder- 
gabe der Zeichnung auf dem weissen Tischtuche ermöglichend. Mit 
einer aus durchbrochenen Spitzovalen gebildeten Borde schliesst diese 
Zeichnung nach oben, um in einen getriebenen Quadronenwulst überzu- 
gehen, der einen kräftigen Eindruck macht, aber für diese Stelle schon 
deswegen zu schwer erscheint, weil durch ihn die beiden darüber- 
liegenden Friese, die Hohlkehle mit ihrem üppigen Laubwerk und die 
Stadtmauer mit ihren Thürmen abgeschwächt werden. Und gerade 
diesen beiden überaus glücklich gewählten und reizend ausgeführten 
Friesen wäre so recht die uneingeschränkte Wirkung zu gönnen. Aus 
gestanzten und verschnittenen, wild geworfenen Blättern, zwischen 
denen zahlreiche gegossene und ciselirte Figürchen und Grüppchen, 
Jagd und Fischfang poetisch versinnbilden, setzt sich dieser reiche 
Laubsims zusammen, dessen Zeichnung durch die grüne Lasirung der 
Kehle noch gesteigert wird. Darüber bildet die alte Stadtmauer einen 
Abschluss, wie er sinnvoller und malerischer nicht gedacht werden 
kann. Die Treffpunkte der Sextanten, die im Laubsims durch eine 
Rosette markirt sind, werden durch Burgen ausgezeichnet, die durch 
aufgesteckte Fahnen festlich geschmückt erscheinen und derenEingänge 
durch bewehrte Männer bewacht und vertheidigt sind. Die Segmente 
werden durch Thürme, Windmühlen u. s. w. unterbrochen, genau in 
der Reihenfolge, wie, vom Bayenthurme ausgehend, die alte Mauer sie 
bis vor anderthalb jahrzehnten zeigte, wie sie zum Theil noch erhalten 
sind. Auch im Innern fehlt der Wehrgang nicht, der, von den Bogen- 
stellungen getragen, durch die Burgen hindurchführt, und darunter 
verkündet eine grosse Minuskelinschrift das Lob der Stadt Köln durch 
die Verse 107, 108, 115 des Annoliedes: „Koln ist diu sconisti burg, 
Di in diutschemi lande je wurde. -- Koln ist der heristin burge ein." -
	        
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