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kloster zu Ried in Oberösterreich ein interessantes Gemälde von einem
unbekannten Maler der niederdeutschen Schule käuflich erworben. Das Bild,
welches die Heiligen Hieronymus, Leonhard und Nikolaus darstellt, befand sich
in restaurirungsbedürltigem Zustande. Nach Vornahrne der Restaurirung an der
hiesigen Akademie der bildenden Künste wurde es nunmehr der oberösterreichi-
schen Landes-Gallerie in Linz zur Aufstellung überwiesen. Ferner hat dasselbe
Ministerium dem Landesmuseum „Ferdinandeum" in Innsbruck die Erwerbung
eines für die Geschichte wie für die Kunstentwicklung Tirols gleich bedeutsamen
Kunstwerkes durch Übernahme des Kaufpreises auf die staatlichen Kunstcredite
ermöglicht. Das Object, um das es sich handelt, ist eine in Wachs geformte und
polychromirte lebensgrosse Statue des Grafen Leonhard von Görz, eine im 'ganzen
wohlerhaltene Arbeit aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts. Da die Statue an
ihrem bisherigen Standorte in der Kirche zu St. Sigisrnund im Pusterthale durch
Feuchtigkeit und Temperatureinflüsse zugrunde zu gehen drohte, suchte das
Ferdinandeum sie für seine Sammlung zu erwerben, wo nun dieses hoch-
interessante Werk mittelalterlicher Plastik, dank der erwähnten staatlichen Für-
sorge, Aufstellung gefunden hat.
Neben diesen Ankäufen auf Rechnung der staatlichen Kunstcredite sind
auch mehrfache staatliche Kunstaufträge aus jüngerer und jüngster Zeit zu
erwähnen. So vor allem der Auftrag zur Ausführung von Deckengemälden durch
die Maler "Professor Franz Matsch und Gustav Klirnt für den Festsaal der Wiener
Universität. Es handelt sich hiebei um fünf Gemälde für die Decke selbst: ein
grosses Mittelbild, darstellend den „Sieg des Lichtes über die Finsternis", und
vier Seitenfelder mit Darstellungen der vier Facultäten, dann um sechzehn
decorativ zu haltende Gemälde für die Zwickelfelder. Die Künstler, welche schon
vor längerer Zeit den Auftrag zur Herstellung der bezüglichen Entwürfe erhielten,
haben nunmehr dem Unterrichtsminister die Skizzen für die fünf Bilder an der Decke
vorgelegt, deren Ausführung auf Grund der vorgelegten Entwürfe, vorbehaltlich
einiger Änderungen, vom Minister genehmigt wurde. Eine ganze Reihe von staat-
lichen Kunstaufträgen betrifft die künstlerische Ausschmückung der neuerbauten
Breitenfelder Pfarrkirche in Wien. Bildhauer Edmund Klotz wurde mit der
Ausführung von vier Halbliguren der Evangelisten für die Vorhalle der Kirche
betraut. Dem Bildhauer Richard Kauffungen wurde die Herstellung eines Reliefs
für das Tympanon des Portales übertragen, welches die Verklärung des heiligen
Franz von Assisi darstellt, dem die Kirche geweiht ist. Zwei Gemälde für die
Seitenaltäre der Kirche werden von den Malern Rudolf Bacher und Franz
Zimmermann ausgeführt. Endlich wurde zur Gewinnung von Entwürfen für ein
grosses Mosaikgemälde „Die Bergpredigt", welches ober dem Portale der Kirche
anzubringen ist, eine Concurrenz zwischen fünf Künstlern ausgeschrieben. Der
Antrag der zur Beurtheilung der Concurrenz-Entwürfe eingesetzten Commission
lautete zu Gunsten Alfred Rollers, dem infolge dessen der Auftrag zur
Herstellung eines entsprechenden Cartons ertheilt wurde. Die Ausführung von
zwei künstlerischen Arbeiten für das Portale der neuerbauten Ottakringer Pfarr-
kirche in Wien, u. zw. eines Relief-Medaillons mit der Darstellung der heiligen
Familie und einer Engelsstatue, den Glauben darstellend, wurde dem Bildhauer
Richard Tautenhayn übertragen. Einige staatliche Aufträge der jüngsten Zeit
betreffen die Ausschmückung verschiedener Kirchen in Böhmen. So wurde der
Maler Felix Jenewein in Prag mit der Ausführung eines Gemäldes „Das Martyrium