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Full text: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 9)

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hinein gekommen. Er scheint 
sie der Aufbewahrung nicht 
für wert gehalten zu haben. 
Nur seine Skizzenbiicher 
beweisen, dass er in allen 
Perioden und Lagen seines 
Lebens Caricaturen zeichnete. 
So müssen wir denn die 
wenigen erhaltenen Stücke 
zusammentragen, um diese 
Seite von Rethels Thätigkeit 
uns vor Augen zu stellen. 
So viel geht auch aus Rethels 
historischen Werken hervor, 
dass Humor und Satyre ihm 
in hohem Masse zu Gebote 
standen, und dass vor den 
trockenen Schöpfungen von 
Schnorr und Bendemann die- 
jenigen Rethels sich dadurch 
vortheilhaft auszeichnen und 
Caricatur des Malers Preyer (Aachen, Mus.)  heute lebendig erhielten. 
Sein scharfer Blick für das 
Charakteristische der Situation, das Drastische des Ausdrucks, seine 
ausserordentliche Beobachtungsgabe, die es ihm gestattete, vonjugend 
auf ganze Scenen und Erlebnisse aus der Erinnerung so naturwahr zu 
zeichnen, als ob er Skizzen nach der Natur angefertigt hätte, drängten 
ihn ja unwillkürlich zur Caricatur. Man darf nicht vergessen, dass sein 
vielleicht grösstes Werk, der Todtentanz, einen so mächtigen Eindruck 
zum Theil deshalb hervorgebracht hat, weil trotz des grossen histo- 
 
' rischen und monumentalen Stils sich doch ein urgesunder Blick für die 
Wahrheit und vor allem eine scharf satyrische Gabe äusserte, die in 
dieser Mischung des Erhabenen, Grausigen und Lächerlichen lebendig 
und packend wirkt. Aber auch in anderen seiner Arbeiten wird 
man diesen Sinn für das Komische und Caril-rirte belebend durch- 
leuchten sehen. So in historischen Entwürfen, wie etwa der Dar- 
stellung „Wenzel des Faulen", oder in dem humorvollen kleinen 
Entwurfe des Kampfes der Künste und Wissenschaften, wo Putti als 
Vertreter derselben einander heftig bekriegen, während die Genien 
der Kunst und Wissenschaft behaglich lächelnd auf diese Scene herab- 
blicken. Ausgesprochen satyrisch ist jenes Neujahrsblatt, das er in
	        
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