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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 10)

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Theekannen und Theekessel haben sich beinahe immer an die über- 
kommenen Formen des ostasiatischen Porzellans gehalten. Kaffee- 
und Chocoladekannen machten die Mode des Tages mit und erhielten 
um die Mitte des Jahrhunderts den reichsten Schmuck an Schnörkel- 
und naturalistischem Blumenzierrath. Es sind dies mitunter geradezu 
Meisterleistungen der Treib- und Ciselirkunst. Die Tassen, Waiters, 
waren meist mit dem kunstvoll gravirten Wappen der Besitzer 
versehen. Sie wurden ausser Gebrauch an die Rückwand der 
Sideboards gelehnt und gaben dem mannigfach aufgestellten Silber 
einen harmonischen Hintergrund. Ein gleichfalls dem englischen 
Geschmack eigenes Geräth dürfte das Epergne genannte Mittelstück 
der Tafel sein, meist eine Verschlingung von Körben und Schalen für 
Früchte und Blumen, oft verbunden mit Armleuchtern und anderem 
Zierrath. Wohl das schönste Beispiel ist der aus der Mitte des jahr- 
hunderts stammende Tafelaufsatz auf Schloss Windsor. Ein ein- 
facheres aus dem Jahre 1776 trägt die Marke des Londoner Silber- 
schmiedes Robert Hennell. 
Etwas Eigenes ist es um das englische Silber jener Zeit. Es 
spricht daraus die Liebe des Engländers zum Innern des Hauses, zu 
froher Geselligkeit, zu den Freuden der schön geschmückten Tafel. 
Nicht minder der Stolz selbstgeschaffener Wohlhabenheit, welche sich 
des kostbaren Materiales in gediegener Form freut. Aber auch der 
Gemeinsinn, ja ein Stück öffentlichen Lebens drückt sich in dem viel- 
gestaltigen Geräthe aus, auf welchem verschnörkelte Widmungen an 
Verdienste um das Gemeinwesen, an Erfolge auf mannigfachen 
Gebieten menschlicher Thätigkeit erinnern. Die Sitte, Dankbarkeit und 
Theilnahme im öffentlichen und im Familienleben durch Überreichung 
eines Silbergegenstandes - piece of plate - zu bekunden, hat sich 
in England bis heute erhalten. 
Englische Beschauzeichen
	        
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