Pompejus trägt die Tunica
und quer über seinem Leib
liegt in mächtigen Falten-
zügen die Toga. Selbstver-
ständlich erinnert keine
Falte an Michelangelos
Moses, dessen Mantel so
viele spätere Generationen von Sitz-
figuren bekleidet. Eine ganz gewal-
tige Masse, dieser Antonius. Er hält
in der Linken, die sich auf die
Wagenbrüstung stützt, den Feld-
herrnstab, mit der auf den Sitz herab-
hängenden Rechten die Kette, an
der die Löwin schreitet. Sie ist ein
altes, lang ausgewachsenes Thier
und ihr geschmeidiger Katzenleib
'schmiegt sich im Gehen von selbst
der Krümmung des Wagenkastens
an. Dieser ist aus Erz, mit Edel-
steinen besetzt, seine halbkreis-
förmige Rückwand mit fünf ver-
goldeten Reliefstreifen, Scenen aus
dem Leben des Antonius, geschmückt, die Stangen mit Elfenbein
eingelegt. Das Dreigespann aber besteht aus einem breitmähnigen
Löwen, dem sich rechts und links zwei junge Löwinnen gesellen; die
eine scheuert sich im Schreiten mit der ganzen Flanke an der ihres
grossen Nachbars, so dass sie schief zu stehen kommt. Das ist Alles
mit voller Wahrheit dem Leben abgelauscht. Überhaupt ist dieses
Löwengespann von eigenthümlicher Wirkung. Die blossen Rücken-
linien der Thiere, wie sie sich über einander hinmodulieren, erinnern
an Hügelketten, die hinter einander entlang streichen. Die Behandlung
der Thiere ist keineswegs stilistisch, wie etwa selbst bei dem lebens-
starken Barye, sondern sie folgt bei aller Grösse treu der Natur. Die
Form ist selbst an Stellen, wo man nicht leicht hinsieht, ganz auf-
richtig gegeben, die kurzhaarigen („stockhaarigen") Körperflächen
mit ihren so ornamentalen Fransen- und Quastenbehängen dürfen
wirken, wie in der Natur, die ja bei diesen Thieren ohnehin so
monumental ist. Nur der kolossale Massstab stilisiert auch die Bestien.
Das imposante Werk wird nämlich im Auftrage der Regierung, die
sich damit ein grosses Verdienst um die Kunst und um Wien erwirbt,
Arabischer Musikant (H. O. Miethke)