H. E. v. Berlcpsch, Weinkühler in getriebenem Kupfer mit Ständer in Eisen, ausgeführt von
Winhan R Co., München (Ges. gesch.)
vorbereitet werden; und diese allmähliche Einführung in die neuen
Gedanken hat sich nicht im Glaspalast, nicht in der Secession, oder
sonst irgend welchen officiellen Ausstellungen vollzogen, sondern sie
geschah durch die glänzenden und stets wechselnden Vorführungen
ausländischer Leistungen, die die Künstlerwelt in dem Salon von
J. Littauer, vornehmlich aber in den Prachtrnagazinen von L. Bern-
heimer mit steigendem Interesse bewunderte. Es ist gar nicht abzu-
messen, wie viel München an diesen beiden Schulstätten des modernen
Geschmackes gelernt hat, lange bevor die plötzlich auftauchenden
deutschen kunstgewerblichen Zeitschriften mit Energie die neuen
Ideen vertraten und die weitesten Kreise des Publicums für sie zu
erobern suchten. jedenfalls wurde durch die gemeinsame Wirkung
aller dieser Factoren ein eminenter Erfolg erreicht.
Für die Ausstellung 1898 wurde der kunstgewerblichen Abthei-
lung ein wesentlich grösserer Platz eingeräumt. Auch das Material
war reicher, mannigfaltiger und reifer durchgebildet. Selbst der zurück-
haltende Skeptiker kann sich nun nicht mehr der Einsicht ver-
schliessen, dass eine unaufhaltsame Kraft sich Bahn bricht, die nicht
mehr, wie das geschehen ist, als Spielerei und „Atelierscherz"
angesehen werden darf.
Aber die Conservativen sind noch keineswegs entthront; es
scheint, dass man die ermattende Schwärmerei für unsrer „Väter
Werk" wieder anfachen will. Was ist denn eigentlich das
F. v. Thiersch'sche Fuggerhöfchen anders, als die Reminiscenz eines
Stilgetreuen an die Augsburger Renaissance? Da haben wir wieder