vor Allem die Manuscripte überragen ohne allen Zweifel alle ähn-
lichen durch die italienischen Fürsten bestellten Werke.
Um sich eine Vorstellung zu machen, bis zu welchem Grade
der Verfeinerung bei Matthias die Liebe für die Werke der italieni-
schen Kunst gedieh, mag man die Thatsache ins Auge fassen, dass
er eines der besondersten und minutiösesten Verfahren, die durch die
Schule Toscanas oder Umbriens erfunden oder entwickelt wurden,
kräftig förderte: die Marqueterie in Holz, d. h. die Kunst, Ornamente
oder auch menschliche Figuren zu zeichnen mit Hilfe von tausenden
von mikroskopisch kleinen verschiedenfarbigen Stückchen, zusammen-
gefügt mit all der zur Mosaikarbeit nöthigen Geduld. Die Aufmun-
terungen, die er hier verschwenderisch gab, waren nicht verloren:
beim Durchblättern von Myskowskis Werk „Les Monuments d'Art
en Hongrie" habe ich darin eine lange Reihe solcher Incrustationen
wahrnehmen können.
Möge es mir nunmehr gestattet sein, die Aufmerksamkeit der
Historiker auf eine Thatsache zu lenken, die alle meine Vorgänger
übersehen haben: der bestellte Bildhauer des Matthias Corvinus
war kein anderer als Giovanni Dalmata di Trau, der Mitarbeiter des
Mino da Fiesole beim Grabmale des Papstes Paul 11., in den Grotten
des Vaticans und Urheber verschiedener anderer Monumente, aus-
geführt in Rom zwischen 1472 und 1475 und in Ancona 1500
oder 150g.
Der Historiker Tubero bestätigt ausdrücklich, dass Giovanni
Dalmata lange Zeit für den Magyarenherrscher arbeitete und dass
seine Sculpturen allgemein Bewunderung erregten. Zum Lohne ver-
lieh ihm der König den Adel und machte ihm mit dem Gute Mujkovec
in Croatien ein Geschenk; doch kam der Künstler nicht dazu, von
seinem Eigenthum Besitz zu ergreifen.
Von Fabriczy arbeitet an einer Studie über diesen Künstler, die
demnächst im Druck erscheinen wird.