MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 11 und 12)

vor Allem die Manuscripte überragen ohne allen Zweifel alle ähn- 
lichen durch die italienischen Fürsten bestellten Werke. 
Um sich eine Vorstellung zu machen, bis zu welchem Grade 
der Verfeinerung bei Matthias die Liebe für die Werke der italieni- 
schen Kunst gedieh, mag man die Thatsache ins Auge fassen, dass 
er eines der besondersten und minutiösesten Verfahren, die durch die 
Schule Toscanas oder Umbriens erfunden oder entwickelt wurden, 
kräftig förderte: die Marqueterie in Holz, d. h. die Kunst, Ornamente 
oder auch menschliche Figuren zu zeichnen mit Hilfe von tausenden 
von mikroskopisch kleinen verschiedenfarbigen Stückchen, zusammen- 
gefügt mit all der zur Mosaikarbeit nöthigen Geduld. Die Aufmun- 
terungen, die er hier verschwenderisch gab, waren nicht verloren: 
beim Durchblättern von Myskowskis Werk „Les Monuments d'Art 
en Hongrie" habe ich darin eine lange Reihe solcher Incrustationen 
wahrnehmen können. 
Möge es mir nunmehr gestattet sein, die Aufmerksamkeit der 
Historiker auf eine Thatsache zu lenken, die alle meine Vorgänger 
übersehen haben: der bestellte Bildhauer des Matthias Corvinus 
war kein anderer als Giovanni Dalmata di Trau, der Mitarbeiter des 
Mino da Fiesole beim Grabmale des Papstes Paul 11., in den Grotten 
des Vaticans und Urheber verschiedener anderer Monumente, aus- 
geführt in Rom zwischen 1472 und 1475 und in Ancona 1500 
oder 150g. 
Der Historiker Tubero bestätigt ausdrücklich, dass Giovanni 
Dalmata lange Zeit für den Magyarenherrscher arbeitete und dass 
seine Sculpturen allgemein Bewunderung erregten. Zum Lohne ver- 
lieh ihm der König den Adel und machte ihm mit dem Gute Mujkovec 
in Croatien ein Geschenk; doch kam der Künstler nicht dazu, von 
seinem Eigenthum Besitz zu ergreifen. 
Von Fabriczy arbeitet an einer Studie über diesen Künstler, die 
demnächst im Druck erscheinen wird.
	        
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