ARTHUR STRASSERSP VON LUDWIG
HEVESI-WIEN S"
fruchtete er den Boden und ein Ge-
schlecht von Farbenmenschen erwuchs.
Farbige Maler und Zeichner, farbige
Baukünstler, farbige Bildhauer. Unter
den letzteren steht Arthur Strasser an
gesonderter Stelle, ein ganz Eigener, in
seinem Eigensten unerreicht selbst von
der Plastik des Auslandes. Sein blosser
Name erweckt den Begriff einer exoti-
schen, „ethnographisch" angehauchten Gestaltenwelt, einer ungewöhn-
lich colorirten, patinirten, polychromirten Erscheinungsweise. Der
decorative Rausch und die Costümfreude jener Camevalszeit der
Wiener Kunst fuhr bei Strasser zunächst in den gebrannten Thon, in
den Gips sogar, als gälte es, nur dem Farbendurst des Augenblicks
zu genügen. Aber der Augenblick wurde nachgerade so schön, dass
man ihn bald in Bronze und Marmor zu verweilen zwang. Auch die
kleinen Massstäbe, die nach dem Krach allein verkäuflich waren,
wuchsen allgemach und der gefällige Kleinplastiker von einst hat sich
mit seinen letzten Werken zu einem Grossplastiker erster Stärke ent-
wickelt. So steht der Künstler heute, weithin sichtbar, wie ein leben-
diges Denkmal der Grosszeit unserer Wiener Farbe da, als der Einzige,
in dem ihr heroischer Zug naiv und fruchtbar fortlebt.
Arthur Strasser ist 1854 zu Adelsberg geboren, wo sein Vater bei
der Tracirung der Südbahn beschäftigt war. Er ist also doch ein
Wienerkind, obgleich er das Licht der Welt „auf der Strecke" erblickt
hat. Er kam auf die Realschule in Wien, aber sein Traum war von
früh auf die Farbe. Er wollte Maler werden, und es war der reine Zu-
fall, dass er Bildhauer ward. Seine Schwestern gingen mit den Töch-
tern des Bildhauers Vincenz Pilz in eine Gesangschule und bewogen
die Mutter des Knaben, ihn zu ihrem Vater zu schicken. Er blieb ein
Jahr bei Pilz und bezog 1871 die Akademie. Schon 1874 sehen wir
ihn bei Tilgner arbeiten, der damals seine Werkstatt in der Andreas-
gasse (Mariahilf) hatte. Der Tod des Vaters hatte ihn bereits zum
Erhalter einer Familie gemacht. Jedenfalls blieb er an der Akademie
weniger lang als beim Militär, denn die Unvollständigkeit des erforder-
lichen Trienniums bedeutete für ihn drei Jahre Truppendienst. Zum