MAK
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Internationale Sammler-Zeitung 
Nachportomarken bisher in roter, die rechteckigen in blauer 
Farbe hergestellt waren, werden die neuen quadratischen Marken 
in grüner und die rechteckigen in violetter Farbe gedruckt. — 
In der T s ch e ch o s 1 o w ak e i ist jetzt ein Wert zu 150 h 
erschienen, der in Zeichnung und Farbe ganz der kürzlich 
außer Kurs gesetzten 50 h Karmin gleich ist. — Ungarn gab 
neue Werte zu 1 K grün, 4 K rot, 5 K rötlichbraun (alle drei 
Schnitter) 15 K blauschwarz, 25 K orange, 40 K grün (alle drei 
in Parlamentsmuster) aus. — In den Niederlanden ist jetzt der 
Wert zu 5 Cent grün in der alten Zeichnung (Querrechteck mit 
Ziffer) erschienen. — Auf Malta erschien ein Provisorium: 
2 ct grau. König Georg neues Wasserzeichen mit zweizeiligem 
schwarzem Aufdruck ohne.F arthing. — Die •/» d Sieges- 
marke von Neu Seeland wurde in roter Farbe mit „2 d 
Twopence“ überdruckt. 
VERSCHIEDENES. 
(Die Sammlung Siegfried Wedclls.) In Ham 
burg wurde die auch außerhalb bekannte Gemäldesammlung alter 
Meister des Herrn Siegfried Wedclls für den allgemeinen 
Besuch freigegeben. Sie wurde von dem vor bald drei Jahren 
verstorbenen Stifter dem hamburgisehen Staat mit der Bestim 
mung überlassen, daß die Sammlung mit seinem Haus in der 
Neuen Rabenstraße 31 in ihrem Zustande zu erhalten und öffent 
lich zugänglich zu machen sei. 
(Ausstellung von Gläsern.) Das Oesterreichischc 
Museum für Kunst und Industrie in Wien veranstaltet Ende 
Juli auf die Dauer von drei Monaten eine Ausstellung von 
Gläsern aus der Zeit von etwa 1770 bis um 1860, also aus 
der klassizistischen und Biedermeierperiode des Glases. 
(Die kostbarste Privatsammlung der Erde.) 
Wie der Newyorker Mitarbeiter der „Tägl. Korresp.“ schreib^ 
ließ der Staat kürzlich eine seiner Kunstsammlungen, wohl die 
wertvollste der ganzen Erde, durch Sachverständige aller Länder 
abschätzen. (Einschränkend muß hier bemerkt werden, daß es 
sich um die wertvollste Sammlung handelt, die jemals privater 
Sammeltätigkeit ihre Entstehung verdankte. Die Schrift!.) Die 
Sammlung war früher Eigentum des Milliardärs F r i c k, der sie 
durch letztwillige Verfügung dem Staate vermachte. Da die 
Auseinandersetzung zwischen den Erben sich aber ungewöhnlich 
in die Länge zog, konnten die Behörden den kostbaren Besitz 
erst dieser Tage übernehmen. Im Zusammenhang damit fand 
die erwähnte Schätzung statt. Die Schlußsumme der Schätzung 
betrug 13 Millionen Dollar, also 70 Millionen Goldfranken. Dabei 
muß aber in Betracht gezogen werden, daß die Schätzungen 
sehr niedrig ausfielen, da die Sachverständigen den Wert der 
Kunstgegenstände im Hinblick auf die (für valutastarke Länder 
natürlich nur geltenden) allgemein zurückgegangenen Preise recht 
niedrig ansetzten. Jedenfalls war die Sammlung im letzten Jahre, 
als Frick lebte, also im Zeitpunkte der gewaltsam empor 
geschraubten Preise, 30 Millionen Dollar wert. Allerdings ist 
auch ein Teil seiner Sammlung nach seinem Tode in alle vier 
Windrichtungen verstreut worden; aber im großen und ganzen 
ist die Sammlung wohlerhalten und wird nun zu einem Museum 
umgebildet. Mit Frick verschied übrigens der letzte große Kunst 
sammler Amerikas, nachdem ihm schon Morgan und Widener 
vorausgegangen; auch deren Sammlungen befinden sich heute 
größtenteils in staatlichem Besitz. 
(Runen und Wappe n.) In der Monatsschrift für die 
gesamte deutsche wissenschaftliche Genealogie: „Familienge 
schichtliche Blätter“ ergreift der Archivdirektor a. D., Geh. Archiv 
rat Univ.-Professor Dr. Friedrich P h i 1 i p p i, das Wort zu der 
am gründlichsten von Bernhard K o e r n e r vertretenen Ansicht, 
daß eine Reihe von Wappen Runenzeichen enthielten. Erwider 
legt diese Lehre beweiskräftig in der Hauptsache mit zwei 
durchschlagenden Gründen. Als die ersten Wappen (im strengen 
Sinn) in Westeuropa angenommen wurden, um die Jahre 1150— 
1170, hatte in Westeuropa kein Mensch mehr eine Kenntnis von 
Runen. Der letzte, der von Runen Kunde hat, ist Rabanus Mau 
rus, der Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz, der berühmte 
„Lehrer Deutschlands“ unter-den Karolingern. Er führt die Runen 
als Merkwürdigkeit und Geheimschrift an. Dann schwindet jede 
Kenntnis von Runen in Deutschland. Auch eine andere Stütze 
von Koerners Theorie ist morsch, dass die Runen zwar nicht im 
Schrifttum, wohl aber im Volksgebrauch, als Zauberzeichen wei 
terbestanden hätten. Ebensowenig können die Hausmarken her 
angezogen werden; ihre Aehnlichkeit mit Runen ist durch das 
Material bedingt, in das sie gerissen wurden. Der zweite durch 
schlagende Grund gegen die Deutbarkeit von Wappen aus Runen 
ist die Bedeutungslosigkeit der Trennungslinien zwischen den 
Wappenfarben, auf die Koefner seine Theorie mit aufbaut. Sie 
Nr. 12 
ANTIKE 
TAPISSERIEN 
GOBELINS 
VERDUREN 
MUSEALE 
TEPPICHE 
Öffentliche Bibliothek Frank! 
geöffnet von 9 bis 6 Uhr. Wien I., Kohlmarkt 4. 
sind keine Schildfiguren und haben keine selbständige Bedeu 
tung. Die Wappenfarbe war die Hauptsache. 50 Prozent aller 
Wappen bestehen nur in Farben. Geh. Rat Philippi kommt zu 
dem Schluss: „Die Behauptung des Herrn Koerner über einen 
Zusammenhang von Runen und Wappen ist daher nicht nur 
unbewiesen und unbeweisbar, sondern auch ganz unhaltbar, weil 
sie Dinge zusammenbringt, die keinen Zusammenhang haben 
und haben können, und Deutungen der Wappen versuchen, welche 
mit ihrem innersten Wesen im vollen Widerspruch stehen.“ 
(Der Astarte-Tempel von Carthago.) Nach 
einer Mitteilung des Abbe Chabot an die „Academie des 
Inscriptiorrs“ sind Reste des berühmten Tanit- oder Astarte- 
Tempels von Carthago gefunden und identifiziert worden. Bei 
Ausgrabungen in derselben Lage, wo 1885 Pater Delattre eine 
kleine Anzahl punischer Säulen gefunden hatte, stieß Mr. Icard 
auf soviel Säulenreste und andere Trümmer, daß man die Lage 
eines großen Tempels erschließen konnte, der nach allen Indizien 
der große, im Altertum berühmte Tempel der Tanit war. Der 
Ruf dieses altpunischen Heiligtums war im Altertum so groß, 
daß er auch in der Römerzeit fortdauerte und den Mysterien 
der großen carthagischen Göttin geweiht blieb bis ins 4. Jahr 
hundert nach Chr. hinein. Nach Heliogabal (220 n. Chr.) ließ man 
von dort das Standbild der Göttin mit ihrem Sternenmantel nach 
Rom kommen, um die Regina Coeli von Carthago die mystische 
Hochzeit mit dem syrischen Sonnengott (Konischen Stein) von 
Emensa feiern zu lassen. Später stand ein christliches Heiligtum 
an dieser Stelle. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Dorotheum- V erwertungsabteilung.) Die 
Hauptanstalt für Sachdemobilisierung, welche laut einer Ver 
fügung der Regierung ihre Verwertungstätigkeit mit Ende Mai 
1922 vollständig eingestellt hat, hat dem Dorotheum auf 
Grund eines mit diesem unter dem 21. März 1922 abgeschlossenen 
Vertrages den kommissionsweisen Verkauf der noch vorhan 
denen Güter übertragen. Zur Organisierung dieser nunmehr 
vom Dorotheum zu entfaltenden Verwertungstätigkeit wurde von 
der Zentraldirektion mit 1. Juni 1. J. eine eigene Geschäftsstelle 
unter der Bezeichnung „Verwertungsabteilung des Dorotheums“ 
eingerichtet und räumlich in den hiefür vorgesehenen Lokalitäten 
in Wien, I., Rauhensteingasse 8 untergebracht. Geschäfts 
stunden für den Parteien- und Kassenverkehr von 9 Uhr früh 
bis 1 Uhr mittags. 
(Auch eine Kunstauktion.) Nun sind auch die Wiener 
Rahmenfabrikanten Brüder Nedomansky unter die Ver 
anstalter von Kunstauktionen gegangen. In einer marktschrei 
erischen Weise, wie sie bisher in Wien nicht üblich war und 
hoffentlich sich auch nicht einbürgern wird, luden sie ein ver- 
ehrlicbes P. T. Publikum zur „1. Auktion der Kunstgegenstände 
der Aristokratie, des Mittelstandes und der Künstler“ ein. Wer 
nach dieser Ankündigung einen ausserordentlichen Reichtum 
an hochqualifizierten Werken der Kunst erwartete, sah sich 
gründlich enttäuscht: eine dürftigere Kunstauktion hat Wien 
noch nie gesehen. Mit geringen Ausnahmen, die an dieser Stätte 
keinen Anwert fanden, durchwegs Bilder, an denen die Rahmen 
das Wertvollste waren, mittelmässige Gegenstände des Kunst 
gewerbes und unter diesem Masä stehende Graphica. Trotz der 
Versicherung in den Annoncen, dass „die Expertisierung bereits 
abgeschlossen sei und weitere Beiträge zu dieser Auktion nicht 
mehr übernommen werden“, wurde man durch zahllose Ein 
schübe überrascht, für welche das die Auktion leitende Doro 
theum die Verantwortung gewiss ebenso ablehnt, wie für die 
Stiche, Lithographien etc., die dessen Experte nicht zu Gesichte 
bekommen hat.
	        
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