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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
in den Cementfabriken von Villen euve in Frankreich und von Roche 
in Russland im Jahre 1871. In den Rechenschaftsberichten dieser letz 
teren Fabrik bekannte man sich geradezu zu dem Satze als Princip der 
Fabrikation, dass basisch kohlensaurer Kalk ganz so erhärte wie Gyps. 
Davon nahm A.R.'Schulatschenko ^Anlass, die Existenz der basischen 
Kalkverbindung experimentell zu prüfen und kam zu verwirrenden Er 
gebnissen. Unvollkommen und in verschiedenem Grade mit Kohlensäure 
gesättigte Kalke unterschieden sich in nichts von Gemischen aus neutralem 
kohlensaurem Kalk und Kalkhydrat; dasselbe gilt von den Producten 
des unvollkommenen Brennens. Bei den Versuchen mit reinem Material 
zeigte keine Probe Spuren von Hydrauücität. — Aus der Nichtexistenz 
des basisch kohlensauren Kalkes die Unwirksamkeit der darauf begrün 
deten Fabrikate zu folgern, würde indessen ein sehr voreiliger Schluss 
sein, ihre unzweifelhafte Hydraulicität beruht nur auf anderen Gründen. 
In dem Kalke, der der Fabrik von Roche als Rohmaterial dient, fand 
Schulatschenko 18 p.G. in Chlorwasserstoffsäure unlösliche kieselige 
und thonige Bestandtheile; beim Brennen machen diese den Kalk in der 
gewöhnlichen Weise hydraulisch. Das unvollkommene Brennen hat 
zur Folge, den Ueberschuss von Kalk, indem dieser kohlensauer bleibt, 
zu eliminiren. In der That enthielt der Roche’sche hydraulische Kalk 
nach dem Brennen 19 p. C. Kohlensäure. Freilich kann bei der niederen 
Temperatur auch keine vollständige Aufschliessung des kieseligen Be- 
standtheils erfolgen (es waren nicht mehr als 10 p. C. aufgeschlossen) 
nnd ein nur mittelmässiges Product entstehen. 
In antiken Mörteln, 1600 bis 3000 Jahre alt, gelang es W. Wall'ace 2 ) 
ebenso wenig, basisch kohlensauren Kalk aufzufinden. Sie erwiesen 
sich sonst von äusserst verschiedenartiger Zusammensetzung. Ein solcher 
von der Cheops-Pyramide enthielt im Wesentlichen 8P5 bis 82'9 p. C. 
wasserhaltigen schwefelsauren Kalk. Bei anderen ist der kohlensaure 
Kalk das Bindemittel. Der härteste und beste von allen, aus einer 
Tempelruine von Larnaca auf Cypern, enthielt 47 p. C., ein anderer 
als Kitt von thönernen Wasserleitungen ebendaher 92 p. C.; ein alt 
griechischer Mörtel von der Pnyx nahe 82 p. C., ein ebensolcher eines 
Tempels in Pentelikon gegen 87 p. C. kohlensauren Kalk 3 ). Weniger 
fand sich in altrömischen Mörteln, aber auch mit grossen Abweichungen, 
so in einem von der Villa Uadrian , s bei Tivoli 27 p. C., in einem ande 
ren von da o3 p.C., in einem von latinischen Gräbern bei Rom über 
32 p.C., in einem aus einer Mosaik der Caracallabäder gegen 43 p. C. 
last alle enthielten etwas lösliche Kieselerde. Als Versatz fanden sich 
in den Cyprischen Mörteln kleine Steine, in den römischen, Puzzolane. 
*) A. R. Schulatschenko, Dingl. pol. J. CCV, 335. 2 ) W.Wallace, 
Chem. News 1865, Nro. 281. 3 ) Die Analyse unterscheidet den etwa als 
Sand oder mit dem Sand in den Mörtel gekommenen kohlensauren Kalk 
nicht von dem aus Kalkhydrat entstandenen.
	        
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