sätze sind die nämlichen: Erhöhung des künstlerischen Niveaus, intimere Anord-
nung, Vermeiden der Massenhaftigkeit. Es sind im ganzen etwa 240 Nummern
vorhanden, dafür gedenkt die Secession diese kleineren Ausstellungen das ganze
Jahr hindurch rasch auf einander folgen zu lassen. Wien soll nie ohne eine Aus-
stellung moderner Kunst sein. Der eigentliche Held des Hauses ist jetzt der
Schwede Anders Zorn, mit einem ganzen Zimmer voll Bilder und Radirungen.
Er erobert das Publicum langsam, aber sicher. Die kraftvolle Schraffenkunst seiner
Radirnadel leuchtete sofort ein, seine kühne Augenblicksmalerei jedoch machte
zunächst stutzig. Das elektrisch pointirte Nachtbild „Auf dem Eise" mit der wind-
schief dahergleitenden Dame in Schwarz brauchte vierzehn Tage, um Verständnis
zu finden für die hochmoderne Meisterschaft, mit der hier eine Bewegung als
Resultante von drei optischen Verschiebungen erhascht ist. Das lebensgrosse
Porträt einer Dame in ihrem Salon ist ein merkwürdiges Schwarz-in-Schwarz,
das von lauter heimlichen Klarheiten durchwebt, sich völlig in einem dunklen
Ton löst, dern einst der Munkacsy der ersten Periode vergeblich nachgestrebt hat.
Zwei kleinere Frankfurter Bildnisse halten dagegen eine rosige Scala von vor-
nehmster Farbigkeit fest, während eine „Gastschenke" und zwei Scenen aus dem
nordischen Holzhause von sehr nationalem Colorismus die Farbe so recht als
Bodenproduct erkennen lassen. Unter anderen nordischen Dingen fallt besonders
Fritz Thaulow's Kohlenladeplatz in Dieppe auf, mit zwei herrlichen Schimmeln,
die vom mannigfachen Schwarz losgehen, ein Bild von saftigster Handhabung,
bei aller Feinheit des atmosphärischen Reizes. In diese Gruppe gehört noch
Israels „Meerarbeiter", ein Musterstück für die feuchte Melancholie dieses im
Nebel athmenden Künstlers. Die angelsächsischen Meister des Lufttones, in der
Abstufung „Stubenluf ", wie sie auf Whistlers Spuren die elegante Welt erobert
hat, bilden eine reizvolle Gruppe. Robert Brough („Wahnsinnsphantasie") würde
man sogar für Whistler selbst halten. John Lavery und E. A. Walten variiren die
Weise in sehr persönlicher Art. John W. Alexander mit seiner absinthgrünen
Dame („Der Spiegel"), die ein so köstliches Spiegelbild producirt, schiesst bei
dem Publicum den Vogel ab, den ihm freilich der Londoner Neven du Mont mit
einer schmetterlingartigen Dame in feinstem Grau und Rosa streitig macht. Der
Wiener jules de Kollmann in Paris geht gleichfalls in dieser Richtung und erreicht
mit einer zum Ausgehen gerüsteten Dame in Schwarz, die er pikant japanisiren
lässt, eine elegante Eigenart. Das Whistlerthum nimmt in dern sorgfältig zeich-
nenden Paris überhaupt viel Lineares auf, die Form sucht sich da mit der Luft-
stirnrnung zu vertragen. Der Pariser Spanier Antonio de la Gandara erreicht dies
in bewunderungswürdiger Weise mit seinem berühmten Porträt der Madame
Gautereau. Dieser Künstler ist für Wien noch neu; auch von seinen kleinen Pariser
Parkstudien sind einige da, und dazu zwei seiner delicaten Stilleben, in denen er
an Chardin, den Pariser Stillebenmeister des vorigen Jahrhunderts gemahnt. Bei
den Franzosen ist noch Besnard's farberiglühender „Pferdemarkt? (in Abbeville)
zu bewundern, wo alle pferdemöglichen Farben in der Gluth eines Sommer-
morgens zum Knallen kommen. Henri Martin's virtuose Riesenallegorie: „Vers
l' abime", wo auf schiefer Ebene ein buntes Gewühl sich hinter einem dämonischen
Weibe Rops'scher Gattung einherstürzt, bekämpft das Gezwungene einer solchen
Tendenzphantasie etwas vergeblich durch die Mittel der modernen Luftstimmun-
gen. Ungemein erquicklich sind zwei sehr verschiedene Bilder von Roll; das eine,
eine Kranke im Krankenstuhl vor rother Ziegelmauer, ganz mit dem schonenden