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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 11 und 12)

besonders durch ein kleines, geistvoll gegebenes Professorenbildnis. Aber unter 
all dem jungen Streben erregt Rudolf v. Alt immer noch die alte Bewunderung. 
Seine letzten Aquarellblätter zeigen diesen Fabelmenschen in einer Frische des 
Wollens und Könnens, der man keine Jahre ansieht. Zwei der Blätter sind ein- 
fache Pflanzenstudien aus Gastein, blos Grünes, allerlei Kraut und Unkraut, wie 
es in der Natur durcheinander steht; aber gemacht mit einer Lust am Machen, die 
an sich ein Schauspiel ist. Ein miniaturfeines Schönbrunner Parkthor ist auch aus 
letzter Zeit; man traut seinen Augen nicht. Unter der grossen Plastik steht der 
Pariser Thierbildhauer Gustav Gardet voran, dessen prächtige Panthergruppe aus 
dem Luxernbourg (gedeckter Marmor) hier in Gips und Bronze zu sehen ist. Von 
den Wienem thut sich I-Iellmer durch zwei sehr frische Hermenbüsten und die 
lebendige Standiigur des Grazer Bürgermeisters Frank hervor. Neben den Pariser 
Kleinplastikern Vallgren, Carabin (ein origineller Wandbrunnen besonders beliebt 
geworden), Nocq (Schmucksachen und Gres), Baffier (Zinn und Marmor) wird 
besonders der Wiener Gustav Gurschner bemerkt, dessen kecker Thürklopfer viel 
Gerede entfesselt hat. Nennen wir auch unseren begabten Schnitzer Zelezny. Eine 
grossartige hochmoderne Stickerei („Die drei Parzen") von Helene de Rudder in 
Brüssel ist in Entwurf und Ausführung ein Kleinod der Frauenarbeit. Endlich 
erregt auch noch ein architektonischer Entwurf grosses Aufsehen. Es ist dies 
OTTO WAGNERS ENTWURF EINES NEUEN AKADEMIEGEBÄUDES. 
Oberbaurath Wagner hat in einem von ihm selbst decorirten Raume nicht nur 
die Zeichnungen, sondern auch das Modell des Mittelbaues ausgestellt. 
Dieses Modell ist vom Tischler l-lollmann in elfenbeinweissem Ahorn auf das 
Zierlichste ausgeführt und reich mit Goldbronze geschmückt, so dass es schon 
an sich ein wahres Zierstück der Ausstellung bildet. Dass der Hansedsche Bau 
für die Akademie der bildenden Künste längst nicht mehr genügt, ist nur zu 
gründlich erwiesen. Müssen doch Zumbusch und Kundmann auf der Belvedere- 
höhe Plastik lehren und sind doch die Räume für die Sammlungen ebenso 
ungenügend als die Lehrräume und Ateliers. So arbeitete denn Professor Wagner 
im Auftrage des Professorencollegiums seinen umfassenden, allen modernen An- 
forderungen gerechten Plan aus, nicht ohne zugleich die Frage der Finanzirung 
mit dem ihm eigenen praktischen Talent zu lösen. Wagner schlägt vor, die 
Akademie an die dank der Stadtbahn jetzt erreichbare Peripherie Wiens zu 
verlegen, wo sie auf einem 10-15 Hektar grossen Terrain nach dem Pavillon- 
system auszuführen wäre. Rechts und links vom Mittelbau, der die Aula mit 
vorgelegter Ehrenhalle enthält, sind zwei Museen (Galerie und Gipse) gedacht, 
dahinter in Parkanlagen Einzelnpavillons für Lehr- und Arbeitszwecke. Nur der 
Mittelbau ist reicher geschmückt. Er ist quadratisch, von vier starken Pfeilern 
getragen, und geht oben in einen Tambour mit Kuppel über, die sich in eine offene 
Bekrönung mit einem Kreise Kränze haltender Victorien auflöst. Auf drei Seiten 
springen pergolaartige Pfeilerhallen hervor, die sich rechts und links mit den 
Museenbauten verbinden. Vier cylindrische, oben abgerundete Granitpfeiler um- 
stehen frei die Ehrenhalle; sie sind unten mit Schriftreihen, oben mit symbolischen 
Schlangen umwunden. Symbolisch ist überhaupt der ganze reiche Metallschmuck 
(Kupfer, zum Theil vergoldet) des granitenen Aussenbaues, sowie der innere 
Decor in Stuck, Glasgemälden und Marmor. In der Aula ist auf möglichste 
akustische und optische Zweckmässigkeit Bedacht genommen. Die Museenhäuser
	        
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