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aber rumorte der Maler in ihm noch
immer und suchte den Bildhauer
unterzukriegen. In Paris rührte er kein
Modellirholz an, sondern malte eifrig
drauf los; landschaftliche Studien,
Figuren, Interieurs; in Öl, in Pereira-
farben, die er dann mit Schellack
überzog. Mehrere dieser Studien be-
sitzt er noch. Sein erster Versuch ist
ein Stillleben mit einer dunkelrothen
TischdeckeundeinerblauenCloisonne-
Vase darauf, in der zwei chinesische
Fächer stecken. Das ist natürlich noch
mit einer ausgetasteten Genauigkeit
gemacht. Aber schon die nächsten
Bildchen, z. B. ein Kupferkessel und
ein paar stilllebenartig arrangierte
Innenräume, zeigen eine Weichheit
und Tonschönheit, ein Gefühl für
warmen Farbenschmelz, die an Pet-
tenkofen erinnern. Wobei nicht zu
unterschätzen, dass Pettenkofen sich
von Anfang an sehr viel mit Strasser
befasst hat. Jedenfalls übertraf dieser
Baumsmdi, Plastiker, als er zu malen begann,
sofort alle seine älteren Malercol-
legen. Aus dieser Zeit stammt auch ein erstaunliches kleines Profil-
bildnis seiner Mutter, mit weisser Halskrause, schwarzem Häubchen
und einer ganz delicaten elfenbeintonigen Fleischfarbe, die an kleine
I-Iolbeins erinnert. Der ausgiebige Farbensinn, der sich in diesen Ver-
suchen bekundet, ist die beste Erklärung für Strassers specialistischen
Lebenserfolg. In Italien war der Künstler nie, wohl aber in Egypten,
wo er 1892 mit dem Maler Charles Wilda sechs Monate verbrachte.
Dort stürzte er sich mit Wonne in ein Farben- und Formenleben, für
das er eine eingeborene Kraft der künstlerischen Witterung mit-
brachte. Allerdings hatte er dort mit besonderen technischen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Er hatte gar nicht geahnt, dass er in
Kairo keinen Modellirthon finden würde. Ein grosses Handlungshaus
liess ihm aus Oberegypten acht Kameelladungen sandiger Erde
kommen, die ein Heidengeld kostete und unbrauchbar war. Schon
hatte er fünf Wochen verloren, ohne einen Strich modellirt zu haben.