Aus dem Wiener Ralhhauskeller: Der „Rathskelleru. (Nach photographischen Aufnahmen von
R. Lechner [Wilh. Mülier] in Wien. Vervielfähigungsrech! der Gemeinde Wien vorbehalten.)
Tunnel, der aber doch eine Halle ist. Das gewaltige Tonnengewölbe hat sieben
Joche zwischen mannsdicken Gurten, die unmittelbar vom Erdboden aufsteigen.
Der Raum ist ganz und gar Gewölbe und wirkt durch diese scheinbare Wand-
losigkeit originell. Aber es sind doch Wände genug vorhanden und die einzelnen
Traveen bieten Raum für Bilder von drei Meter Breite und zwei Meter Höhe.
Nicht weniger als 1000 Quadratmeter Fläche waren in diesem Saale zu bemalen.
Lefler malte mit Wachsfarben auf fettem Ölgrund, hell, durchsichtig, mit leichter
Hand, die Alles sicher hinsetzt und weitere Übergehungen zu vermeiden trachtet.
Er hat sich in die Technik bald hineingearbeitet. Am besten gelingen ihm die
hellen, luftigen Bilder; die dunklen Interieurs mit gefangener Stubenluft geben
sich weniger fliessend. Die landschaftlichen Sachen, die Mädchen- und Kinder-
scenen mit fröhlichen Kleiderfarben sind besonders reizend. Die drei Mittelbilder
der Langwand, der ebenso langen Fensterwand gegenüber, sind zu einer Dar-
stellung vereinigt. Es wird der thronenden Vindobona gehuldigt, oder vielmehr
der Kaiserkrone, die sie in den Händen hält. Die Zünfte marschiren auf als lange
Reihe von Halbfiguren im Vordergrunde, die an hohen weissen Stangen ihre
Zunftzeichen tragen. Durch diesen perspecüvischen Behelf wird der Mittelgrund
tiefer und gewährt reichlich Raum für einen Kinderfestzug, der an den schönen
Huldigungstag der Wiener Kinder erinnert. Im Bilde rechts erscheinen die Knaben
mit ihren Lehrern; hier ist Roth die herrschende Farbe, eine brillant gespielte
Symphonie von mancherlei rothen Tönen. Auf dem Bilde links kommen die