Aus dem Wiener Raxhhauskelle tübchen". (Nach photographischen Aufnahmen von
R. Lechner [Wilh Müller] in Wien Vervielfältigungsrecht der Gemeinde Wien vorbehalten.)
Dieses „RathsstüberW liegt gegen die Magistratsstrasse hin und hat zwei hübsche
Vorräume. Das Holzwerk (von Schönthaler) ist dunkel eichen; die gediegenen
Lehnsessel sind schwarzblau geheizt und tragen an der Lehne das eingelegte
Stadtwappen in rothem Mahagoni. Unter dem l-Iausrath fällt ein modernes
Buffet mit blanker Kupferzier (Schönthaler) auf; ferner Wandbänke, an deren
Lehnen die Ahornfüllungen in täuschender Intarsia-Nachahrnung mit Altwiener
Stadtansichten (von Suppantschitsch) bemalt sind; dann zwei stattliche Kamin-
öfen (Hardtmuth) mit Schloten in getriebenem Kupfer (Kellermann) und Marien-
glasplatten in den Thürchen. Das Bild der Hauptwand (Lefler) zeigt hier die
Verleihung des Rechtes der Stadttaverne durch Herzog Albrecht lII. „mit dem
Zopf". Darunter liest man auf einer Kupferplatte eingegraben die betreHenden
Worte des I-Ierzogsbriefes. Ausser den Bildnissen der Bürgermeister (von Gsur
und Wilda), die zu wünschen übrig lassen, ist hier auch die hübsche Sonne- und
Mond-Uhr in Kupfer und Silber (Urban) aufgehängt, die vor zwei Jahren in der
Winterausstellung des Österreichischen Museums Figur gemacht hat. An der
ganzen Ausstattung des Rathhauskellers ist ein erfreulicher Fortschritt unseres
Kunstgewerbes wahrzunehmen. Statt nach todten Schablonen wird wieder
unmittelbar für den vorliegenden Zweck und nach Entwürfen von persönlichem
Gepräge gearbeitet. Die Handwerker gewöhnen sich wieder anstellig zu sein und
mit der Hand zu denken. In dieser Hinsicht ist der Rathhauslreller die erste
grosse Probe der neuen Zeit.