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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 4)

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DAS STIFT ST. FLORIAN (III.) 54b VON 
ALBIN CZERNY 54b 
ACHDEM wir die für den Kaiser be- 
stimmten Gemächer und das Zimmer 
seines Stellvertreters durchmustert haben, 
wenden wir uns zu den Räumen, welche 
rechts von der Eingangssaletta der Kaiser- 
" . zimmer sich hinziehen. Das erste Gemach, 
das wir betreten, ist mehr ein Saal als 
ein Zimmer. Ringsum an den Wänden 
und den Fenstervertiefungen gewahren 
wir Gemälde mit Scenen aus dem Soldaten- 
' leben. Der Schauplatz, auf dem sich diese 
abspielen, gehört theils dem Flachland, theils der Gebirgswelt an. 
Es sind Erinnerungen aus den Türkenkriegen. Einer der allerbesten 
Landschaftsmaler der Schweiz, Felix Mayr von Winterthur, trug sie 
in Ölfarbe auf die präparirte Mauer auf. Sie sind, was Composition, 
Zeichnung und Farbe anlangt, nach dem Urtheil bewährter Fach- 
männer ausgezeichnet. Aber auch die Figuren, welche in dem echten 
und malerischen Soldatencostüm ihrer Zeit Ferdinand Kien aus 
Wien in die Landschaft hineingemalt hat, sind höchst anziehend 
durch die phantasiereiche Composition der Gruppen und im Einzelnen 
durch lebensfrische Natürlichkeit und warme Farbentöne. Das 
Deckengemälde, kriegerische Embleme, Trophäen, Pferde, Kanonen 
und sonstiges den echten Krieger Anziehendes, ist von Joh. Michael 
Feichtmayr aus dem Jahre 1707. In diesem Gemache war auch 
einstens ein lebensgrosses Bild des Prinzen Eugenius aufgehängt, 
weshalb das Zimmer auch von ihm den Namen führt, obschon er 
selbst St. Florian niemals besucht hat. Merkwürdig ist das Bett, das 
offenbar für einen General aus dem Gefolge des Kaisers bestimmt 
war. Zur Verzierung des reichgeschnitzten Bettgestelles stehen an den 
Ecken ein gefesselter Türke und ein ungarischer Rebell; bepanzerte 
deutsche Fussknechte halten zu Häupten Wacht. Am Fussende sehen 
wir Cupido mit verbundenen Augen, am Kopfende das Haupt des 
I-Iolofernes. Der Entwurf und die Ausführung sind von Leonhard 
Sattler aus dem Jahre x71 I. Das Ganze ist in unterschiedlichen Farben 
gefasst, theilweise vergoldet. Der schwarze Ofen mit seinen Rund- 
und Halbfiguren und den Flachreliefs gieng 1707 aus der Werkstätte 
des Töpfermeisters Jakob Schalk in Wels hervor. Die Modellirung 
des künstlerischen Schmuckes ist von Sattler. Die Figuren und Orna- 

	        
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