Preise erhielten Karl Troll (italienische Renaissance), August Kirstein (überreich
detaillirt, romanisch) und Max Kropf (wieder eine Karlskirche). Zum Ankauf
wurde Mehreres empfohlen, darunter ein stark secessionistischer und künstlerisch
interessanter Entwurf von lnnfeld und Mattuschek (Wagner-Schule), bei dem
allerdings der Raum nicht bewältigt ist, dann ein Barockentvvurf von Albert Pecha,
mit Anklängen an die Moderne und im Innern hübschen Bücken nach vorwärts und
rückwärts, auch ein Entwurf von Camillo Sitte, Kuppelkirche mit nebenstehendem
Campanile vom Typus des Marcusthurmes u. s. f. Unter den nicht prämiirten
Entwürfen erregte der modernistische des Wagner-Schülers Leopold Bauer viel
Aufmerksamkeit. Man hätte ihm ebenso gut einen Preis geben können wie anderen,
die ja auch schwerlich zu Stein werden dürften. Bauer hat sich das Motto: „Wahr-
zeichen" erwählt, und in der That soll der hohe, viereckige Thurm seiner Kirche
eine Art Wahrzeichen an der Donau sein. Er enthält in seinem Untergeschoss die
Gedächtniskapelle und schiesst dann einem Leuchtthunn ähnlich bis zu der in
„modernen" Formen gebildeten Bekrönung empor, die eine Colossalfigur des
Glaubens mit emporgesu-ecktem Kreuze trägt. Aus dem Langhause, das sich mit
möglichst wenig Fenstern behilft und ziemlich blockmässig wirkt, steigt eine flache
Kuppel empor, die nach Wagnefschem Vorbild von einem Reigen freistehender
Engelfiguren umgeben ist. Die Facade (einer Vorhalle mit Oberlicht) hat rechts und
links Gruppen von je vier colossalen Säulen und die Wandtlächen entlang einen
mächtigen Reliefstreifen nach pergamenischer Art.Die Kuppel ist Eisenconstruftion
mit Glasgemälden, die Kuppeltrommel eigenthümlich gekehlt. Für die lnnenwirkung
wird auch ein colossales, wandbreites Glasgemälde wesentlich. Den Chorabschluss
in flachem l-Ialbrund umziehen fünf kleine Kapellen. Das Ganze bewegt sich in
Wagnenschen Schulfonnen, doch nicht ohne Züge von SelbständigkeiLDas Ergebnis
der Preisausschreibung ist ein mehr negatives; eine engere Bewerbung wird wohl
nicht zu umgehen sein. Das Richtigere wäre gewesen, gleich damit zu beginnen,
schon aus Ersparungsrücksichten. Jedenfalls müsste jeder der preisgekrönten Ent-
würfe für die Ausführung erst noch gründlich durchgearbeitet werden, auch nach
der praktischen Seite hin, die merkwürdigerweise bei allen völlig vernachlässigt ist.
Man suche einmal die Heizung und dergleichen „modeme" Unumgänglichkeiten.
KÜNSTLERHAÜS. Die XXVLJahresausstellung der Künstlergenossen-
schaft füllt alle Räume des Künstlerhauses. In der Anordnung zeigt sich
mancher Anlauf zum Neueren. Der AusstellungsstoiT ist natürlich sehr gemischt.
Zu gemischt, muss man sogar sagen. Das akademische Element schlägt stark durch
und die älteren Vertreter der officiellen Kunst von Wien und Berlin behaupten
ihre Stammplätze. Auch verschiedene Stammgäste aus dem Süden sind nicht gut
abzuweisen, haben aber stark an Wert eingebüsst. Besonders fällt dies an
Viniegra y Lasso auf, dessen Riesenbild einer spanischen Procession aus lauter
Lufthunger, den die Südlichen von den Nördlichen gelernt haben, in grauer Sauce
- statt der verpönten braunen - untergeht. Und was ist aus Benlliure geworden,
der einst durch seine nationale Frische Alles eroberte! Die Genossenschaft hat
leider bei ihrem quasi amtlichen Charakter zu viele Rücksichten zu nehmen. Wir
würden ihr rathen, in einem Theile des Hauses eine HöHichkeits-Ausstellung zu
machen, den Rest aber nicht zu „mischen". Wenigstens käme es zum Ausdruck,
dass man im Hause den Unterschied kennt. Ein besonderes Interesse gewinnt die
Ausstellung durch zwei Porträts: das der verewigten Kaiserin Elisabeth von