durchbrochenen Mantels der sogenannten Vasa diatreta zeigt zum
Beispiel ein aus Gallien importirter Becher der vaticanischen Samm-
lungen. Ein anderer daselbst hat hochgeschwungene Kettenhenkel
der zuletzt genannten Art; einfachere, aus zwei Wellenfaden gebildet,
sind am Oberrhein häufiger. Zu Ende des III. und im IV. Jahr-
hundert wurden einzelne Kettenstreifen auch bandartig um Gefässe
herumgelegt.
Auch sonst wurde der Glasfaden zu den mannigfaltigsten
Henkelbildungen verwendet. Die Henkel der Alabastra sind Ösen
aus dünnem Rundfaden, manchmal mit nach innen gebogener Schlinge,
oder sie laden in einfacher freier Rundung aus. Bei den farbigen
Kannen der frühen Kaiserzeit ist der Henkel aus zwei, auch drei
Rundfäden zusammengesetzt und bildet am oberen Ansatze mehrere
runde Schlingen, welche ursprünglich wohl zur Befestigung des
Deckels oder Pfropfens gedient haben. Mitunter steht eine grosse,
röhrenfdrmige Doppelschlinge quer über dem Ansatze des Henkels
(schon in Pompei) und geht am Rande in wellen- oder schrauben-
förmige Ausläufe über. Mit der Zeit nehmen die Schlingen phanta-
stischere Gestalten an. Der ganze Henkel wird mit der Zange in
Schlingen gelegt oder in spitzen Zacken ausgezogen und am Körper
des Gefässes bis zum Fusse als anliegender Wellen-, Stachel- oder
Zackenfaden fortgesetzt, flache Bandhenkel wurden mit Fäden belegt
und diese in gleicher Art behandelt. Fussbecher mit hochgeschwun-
genen, phantastisch behandelten Henkeln nannte man „geflügelt",
Calices alati, weil die Henkel wie Flügel emporragten und den
Eindruck des Luftigen, Körperlosen erhöhten. Nicht nur der Name
„Flügelglas" sondern auch der Begriff ist antiken Ursprungs. Zu ganz
barocken Gestaltungen führte der Ausgang der Antike auf orien-
talischem Boden. Einfache, doppelte und dreifache Ampullen in
Röhrenform wurden mit Spiral- und Zickzackfäden umwickelt, mit
kleinen Seitenhenkeln versehen und über diese eine Combination von
Korbhenkeln aufgebaut, zu drei, zwei und einem übereinander
geordnet. In den letzten Jahren sind viele solcher Stücke aus Syrien
und Palästina nach Europa gekommen.
Die steigende Virtuosität in der Handhabung des Glasfadens
führte zur Bildung einer eigenthümlichen, in der Litteratur bisher noch
unbekannten Art von Gläsern, welche ich nach der vorherrschenden
Form ihrer Verzierung die Schlangenfadengläser nennen möchte.
Sie stehen sehr hoch im Preise und kommen nur selten in den
Kunsthandel; gegenwärtig dürften kaum mehr als fünfzig gut erhaltene
Exemplare in öffentlichen und privaten Sammlungen vorhanden sein.