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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 5)

9 Schuh hoch bis an die Säulenbasis reicht, bläulich, roth, weiss, 
gesprenkelt mit braunen Flecken kam vom Untersberg bei Salzburg 
und von Adneth bei I-Iallein. Die Säulenstämme sind vortrefflich von 
Holzinger in stucco lustro ausgeführt, was sich jetzt nach 180 Jahren 
noch erweist. Die Uhrkästen auf den Kaminen, wozu Sattler die 
Ornamente schnitt, und die Spiegelrahmen sind von Meister Jegg, die 
Vergoldungen im ganzen Saale von Meister Müller (X7311), die vier 
Ovalspiegel an den Kaminen gierigen 1736 aus der kaiserlichen Fabrik 
in Wien hervor, 31 Zoll hoch, 24 Zoll breit. Die zwei Stockuhren, 
welche einst die Parademärsche jener Zeit zu spielen verstanden, sind 
von dem vielgesuchten Meister Georg Peiskammer in Steyr x73: 
gemacht worden. 
Wenn wir noch die höchst gelungene Flächeneintheilung der 
kolossalen Saalthiiren mit der eingelegten Zierarbeit Jeggs in ver- 
goldeten Rahmen und die feinen gravirten, mit Bronzefiguren 
prangenden Schlossgehäuse betrachten, müssen wir gestehen, dass 
hier alles gross gedacht ist und von einer bedeutenden Kunstfertigkeit 
des Handwerks damaliger Zeit Kunde gibt. In demselben Jahre, in 
welchem der Saal endlich fertiggestellt wurde, 1732, lud der Tod den 
Stifter desselben, Propst Joh. Bapt., in sein kleines Kämmerlein. 
Ist es Prandauer gelungen, hier einen für jede Majestät geeigneten 
Prunkraum zu schaffen, so müssen wir sein Talent gleichermassen 
bewundern, wenn wir die äussere Gestaltung dieser Herrlichkeit in 
Betracht ziehen. Auf Seite 46 ist die Südseite des Stiftes abgebildet. 
Der Mittelpavillon, ein Risalit von sieben hohen Saalfenstem und 
ebenso vielen darüberliegenden kleineren, mit dem Mansardendach 
und den oeils de boeuf an der Stirne, zeigt zwar keine originelle 
Invention, denn wir haben den ausgesprochenen Stil Ludwig XIV. vor 
uns, gibt aber gleichwohl Zeugnis von einer glücklichen Einfügung 
des neuen weltbeherrschenden Geschmacks in den von Carlone be- 
gonnenen Palastbau. Was aber an sprudelnder Lebensfülle, an Licht 
und Freudigkeit des Daseins die vor uns liegenden Bauformen an sich 
haben, verdanken sie gewiss dem österreichischen NaturellPrandauers. 
Der vom Beschauer linksseits gesehene Flügel umschliesst die Prälatur 
und oberhalb das Landeshauptrnannzimmer sammt Annex, der rechts- 
seitige Tract enthält Speisezimmer und darüber das Capitel- und andere 
Zimmer. Im Erdgeschoss des Pavillons ist eine grosse, gewölbte Sala 
terrena, einst Recreationslocal für vornehme Gäste, jetzt ein 
anmuthiger Gartensalon mit I-Iolzingers Stuckverzierungen an 
Gewölben und Wänden. Die sieben hohen Saalfenster und die kleineren 
darüber auf der Gartenseite und ebenso viele auf der Hofseite
	        
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