Stoffdruck von Oberkampf, 1770 x78o (Österreichisches Museum)
jedoch injouy bei Versailles, wo Wilh. Phil. Oberkampf, ein Deutscher,
im Jahre 1758 eine Werkstätte gegründet und durch geschickte weit-
blickende Leitung bald zur grossartigsten der Zeit emporgebracht
hatte. Sowohl Ludwig XVL, als die Republik und Napoleon wussten
Oberkampfs Wirken zu schätzen; besonders Napoleon sah in ihm
einen wichtigen Verbündeten im Kampfe gegen die industrielle
Übermacht Englands. Denn dieses war besonders durch die äusserste
Specialisirung der Arbeit auch auf diesem Gebiete gefährlich geworden;
doch wusste Oberkampf den Engländern wieder einen grossen Theil
der Absatzgebiete zu entreissen, zunächst durch künstlerische
Vollendung, aber auch durch technische Verbesserungen. So hatte er
bereits den Walzen- statt des Modeldruckes eingeführt und durch
Ausnützung der beginnenden chemischen Wissenschaft zahlreiche
neue Hilfsmittel gewonnen. Nach Oberkampfs Tode, der unmittelbar
auf den Sturz Napoleons folgte, rückte Mühlhausen an erste Stelle
und wusste seine unbedingte Vorherrschaft bis in die Sechziger-Jahre
unseres Jahrhunderts zu wahren. Dann trat der Stoffdruck infolge
der ihm abholden kunstgewerblichen Bewegung überhaupt wieder
zurück; heute stehen England und Deutschland in erster Linie.
Der grosse Aufschwung der Druckindustrie im vorigen Jahr-
hundert ist nicht nur die Folge vorübergehender Mode, wie sie zum
Beispiel unter Ludwig XIV. einige Zeit herrschte, da eine siamesische
Gesandtschaft vielbewunderte und rasch nachgeahmte gefärbte Stoffe
nach Frankreich brachte, sondern ihre Entwicklung ist in der ganzen
cultur- und kunstgeschichtlichen Bewegung der Aufklärungszeit tief
begründet. Die Zeit hatte nicht nur eine ausgesprochene Vorliebe
für einfache Formen, sondern auch für möglichst geringe, an sich