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Full text: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 6)

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wertlose Stoffe, die erst durch die Form ihren Adel erhalten sollten. 
Das war kaum bei irgend einem anderen Erzeugnisse so der Fall 
wie beim Druckstoff, der zugleich allen Ständen am leichtesten 
erreichbar war. So wurde er der ausgesprochene Liebling jener Tage 
und schmückte ebenso die Paläste des 
Grossen, als die Häuser der Bürger 
und Bauern. 
Aus der zweiten Hälfte des 
vorigen und dem Anfange dieses 
Jahrhunderts zeigt die Ausstellung 
sehr hervorragende Stücke, beson- 
ders aus dem Schlosse Feldsberg des 
FürstenJohann von und zu Liechten- 
stein ganze Möbel mit bemalten 
und bedruckten Stoffen, Kleidungs- 
stücke aus dem alten fürstlichen 
_ V V _ Hoftheater und sehr schöne, grosse 
 ,.  ., . ist} _ Wandbespannungen, die mit ihren 
E_ Ä  Ä,- A i orientalisirenden Mustern den soge- 
Linzer Stoffdruck von rau (Fachschule für nannten „toiles de Gönes" aus dem 
T""üi"d"s'""" Wim) Anfange unseres Jahrhunderts sehr 
nahestehen. 
Aus dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts wären noch mehrere 
Linzer Drucke von 1822 hervorzuheben, die von der k. k. Fachschule 
für Textilindustrie in Wien beigestellt wurden. Sie zeigen die 
deutlichste Fortsetzung des bereits im Rococo bemerkbaren, durch 
das Empire aber zurückgedrängten naturalistischen Strebens, welches 
unserem heutigen Empfinden so nahe steht, dass man die Stücke 
beinahe für moderne Erzeugnisse halten könnte. Doch lehrt ein 
näheres Zusehen, auch bei den vielfach ganz trefflichen französischen 
Arbeiten der Fünfziger-Jahre, dass wir die Sache doch anders gemacht 
hätten; die Wiederholung der alten Stile in den letzten dreissig Jahren 
und die Aufnahme der japanischen Kunst, die wir nur infolge unseres 
eigenen Naturalismus verstehen konnten, haben unleugbar ausser- 
ordentlich verfeinernd gewirkt. So sind wir heute zu einer Entwicklung 
des Kunstgewerbes gelangt, die sich in vieler Beziehung jeder früheren 
würdig an die Seite zu stellen vermag, in der Stoffmusterung aber 
Höheres erreicht hat, als alle Jahrhunderte seit der höchsten 
Entwicklung im Mittelalter. Die Leichtigkeit und Weichheit unserer 
Formengebung lässt sich dabei nirgends so gut erreichen wie gerade 
im Stoifdrucke, so dass die bedruckten Sammte zum Beispiel that- 
 
	        
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