22g
sächlich zu den erfreulichsten Erzeugnissen des Kunstgewerbes über-
haupt gerechnet werden können. Und sicher haben wir auf diesem
Gebiete den Höhepunkt noch nicht erreicht. Diesmal braucht ein
Rückblick uns nicht zu beschämen; er ist jedoch auch nicht nutzlos;
er weckt nicht nur ein gewisses Selbstgefühl in uns, sondern lässt
auch viel des Schönen und Anregenden noch in der Ferne erkennen.
1' BRUNO BUCHERSCP VON EDUARD
UF den Tag fast zwei ]ahre nach Jacob
von Falke ist dessen Nachfolger auf dem
Directorposten des Österreichischen
Museums Hofrath Bruno Bucher dahin-
geschieden. Buchers Name ist mit der
Geschichte des Österreichischen Museums
aufs Engste verknüpft. Man hat Eitel-
berger den Organisator, Falke den Herold,
Bucher den Gesetzgeber der kunstgewerb-
lichen Bewegung in Österreich genannt
und wollte damit die hervorstechenden Eigenthümlichkeiten dieser
drei geistigen Baumeister des Museums bezeichnen. Aber darüber
hinaus hat ein jeder von ihnen mit den verschiedensten Impulsen auf
die Bewegung gewirkt. Eitelberger vor allem als Begründer der
österreichischen Kunstwissenschaft und unermüdlicher Initiator und
Förderer praktischer Verwirklichung der errungenen historischen und
ästhetischen Erkenntnisse, Falke als Geschichtschreiber und Essayist;
Bucher nicht nur als Verfasser gelehrter wissenschaftlicher Werke, in
welchen er aus dem geschichtlichen Werden dem Kunstschaffen
Normen ableitete, sondern vornehmlich auch als Publicist und Lehrer.
So ergänzten sich die Arbeitsgenossen und hatten mannigfache
Berührungspunkte miteinander, in allem Wesentlichen ihres Wirkens
gingen sie in ein und derselben Richtung.
Bucher war am 24. April 1826 in Köslin (Pommern) als Sohn
eines angesehenen Gymnasiallehrers und Historikers und als jüngerer
Bruder des nachmaligen Staatsmannes Lothar Bucher geboren. Er
wollte Maler werden und bezog die Dresdener Akademie; eines
Augenübels halber, das sich in seinem höheren Alter in bedrohlicher
Weise steigerte, musste er diesen Plan aufgeben und wandte sich
zunächst dem Buchhandel, sodann der Publicistik zu. In der Mitte
31