Färberei und Druckerei*).
Die wechselseitigen Beziehungen zwischen der Färberei und
Druckerei in ihrer heutigen Ausübung, die vielfach eine ganz untrenn
bare geworden, bieten keine Parallele mit ihrer geschichtlichen Ent
wicklung, welche einen Zeitraum von Jahrtausenden zwischen das
Auftreten der einen und der andern legt, denn während uns im
sagenhaften Alterthum schon die Färbekunst entgegentritt, haben
wir das Alter der eigentlichen Zeug-Druckerei nur nach wenigen
Jahrhunderten zu bemessen.
Seit undenklichen Zeiten beschäftigten .sich Indier, Perser,
Egypter und Syrier mit der Farbe-Kunst. Wo uns die schriftlichen
Ueberlieferungen von vorzüglichen Schmuck-Gegenständen erzählen,
fehlen gefärbte Stoffe nie. Homer kleidet seine Helden in Purpur-
Gewänder, Moses schmückt das Allerheiligste und die Kleider der
Hohenpriester mit Purpur, in seinen Büchern wird häufig blauer,
purpurner, Scharlach gefärbter Zeuge erwähnt. Tyrus verdankte der
Purpur-Färberei einen Theil seiner Beichthümer und Grösse; es
scheinen hiezu Murex, Purpura und Buccinum Verwendung gefunden
zu haben, von denen man 4—5000 Muscheln zum färben von
einem Kilo Wolle benötigte.
In Griechenland wenig geübt, wurde die Färberei bei den Körnern
in um so grösserer Ausdehnung betrieben. Die Zunft der Färber und
Walker zählte zu den angesehensten und bedeutendsten der Gewerbe.
Unter Pompeji’s Buinen stiess man an zwei Orten auf Werkstätten
von Färbern, sowie auf die vollständige Einrichtung einer Tuchwal
kerei (Fullonia), reichlich versehen mit Brunnen, Wannen und Trocken-
*) Diese Abhandlung wurde aus Gründen, für welche weder der Herr
Verfasser noch die Redaction verantwortlich gemacht werden kann, erst zu
einer Zeit vollendet, als das Kapitel „Textil-Industrie“ längst gedruckt war,
und findet desshalb im Anhänge ihren Platz.