Mannigfaltigkeit von Farbtönen dar; bläulicher, grünlicher, rother,
grauer, auch goldiger Anstrich ist wechselnd für den Rupfen gewählt,
mit dem die eingezogenen Holzwände verkleidet wurden; und der
Rupfen ist so grob gewählt, dass die Farben sich in malerischer
Weise abtönen; die unerfreuliche Glätte ist vollständig vermieden.
Überdies ist in jedem Saale durch die gestrichenen Bodenmatten, das
, niedrige Holzpaneel und die Rupfenfarbe ein harmonischer Farben-
dreiklang erzielt, und die Rahmen der Verbindungsthüren sind eben-
falls farbig gestrichen. Aus dieser farbigen Decorationskunst vermag
der Beschauer für die Ausstattung seines Heims ausserordentlich viel
zu lernen. Das ist um so wichtiger, als Farbe - nächst den noch
billigeren schönen Massverhältnissen - das billigste künstlerische
Wirkungsmittel ist.
Gehen wir zu der kunstgewerblichen Ausstellung selbst über.
Keine deutsche Kunstausstellung hat der angewandten Kunst bisher
einen so breiten Raum zur Verfügung gestellt, wie die diesjährige zu
Dresden. Die angewandte Kunst ist hier nicht bloss zugelassen,
sondern sie ist als gleichberechtigt und ebenbürtig neben der Malerei
und Plastik planmässig herangezogen worden. Offenbar hat man eine
Art Vorschau für die nächstjährige Pariser Weltausstellung geben
wollen, und es ist den Veranstaltern (geh. Regierungsrath v. Seidlitz
und Architekt Gräbner) gelungen, mit wenigen Ausnahmen alles
heranzuziehen, was in Deutschland jetzt auf dem Gebiete der
wirklichen modernen decorativen Kunst geleistet wird. Das alte, nur
nachahmende Kunstgewerbe ist ausgeschlossen worden. Die wenigen
Ausnahmen - eine schwerfällige schmiedeiserne Uhr und einige
Gläser - nehmen sich so sonderbar zwischen all dem lebensfähigen
Neuen aus, dass wohl oder übel jeder erkennt: das Kunstgewerbe
alten Stils ist todt. Wer sich der modernen Strömung entgegenstellen
will, wird den Nachtheü bald am eigenen Leibe erfahren.
Nicht weniger als fünfzehn Räume sind der angewandten Kunst
gewidmet; darunter sind vier von Gräbner angeordnet und mit den
vorhandenen Einzelstücken ausgestattet worden. Elf Zimmer aber
sind von einzelnen Künstlern vollständig eingerichtet worden, von
denen jedem eine besondere Aufgabe gestellt war, so dass eine sehr
anziehende Mannigfaltigkeit erzielt ist. Jedem Künstler war es
dabei freigestellt, sich die Räume in solchen Abmessungen und mit
derjenigen Beleuchtung herstellen zu lassen, wie es für seinen Zweck
passte. Vier Räume stellten die Vereinigten Werkstätten für Kunst
im Handwerk in München: ein Schlafzimmer von Bernhard Pankok,
einen Vorraum von Bruno Paul, ein Kinderzimmer von Karl Bertsch