256
bildet sich das Wappen aus Schild und Helmkleinod (Crest) allein,
wobei dem Helmkleinode der Helmwulst als Unterlage dient. Durch
diese Operation hat das englische Wappen die Helmdecke verloren,
die durch ihre Farbe und den
Reiz ihrer Linienführung nicht
wenig zur Schönheit des
Wappenbildes beiträgt. Wie
vorstehende Abbildung, Fig.
I7, zeigt, ruhte der Crest in
früherer Zeit direct auf dem
Schildrande, bildete also mit
dem Schilde ein ungetrenntes
Ganze, später hob sich der
Crest in die Höhe und wurde
über dem Schilde schwebend
dargestellt, wodurch das
Wappen nicht besonders ge-
wonnen hatte, weil es stets
einen zerfahrenen, zerrissenen
Eindruck auf den Beschauer
machte. In neuester Zeit
kehrte man aber wieder zu
der alten Darstellungsweise
zurück. Der englische Helm-
11x32 wulst zeigt sechs Windun-
gen, von vorne nach rück-
wärts laufend und mit dem Metalle beginnend. Eine hässliche und
ganz unverständliche Absonderlichkeit der modernen englischen
Wappenzeichnung ist das unperspectivische Aufreissen des Helm-
wulstes, auch wenn er dem Helme aufgelegt wird (Fig. 18). Vor
solchem Tric möge die deutsche Heraldik bewahrt bleiben.
Ebenso mannigfaltig wie die Schildfiguren sind auch die Schild-
halter der englischen Wappen. Alles und jedes wird zum Dienste als
Schildhalter gepresst (Fig. 19), nicht einmal die armen Seehunde
sind davor sicher und der umfangreiche Colonialbesitz John Bulls
kommt da so recht zur Geltung.
Die als Schildhalter dienenden Thiere erhalten häufig Halsketten,
an den Halsring anhängende Schildchen, der Körper wird mit Roundels,
Kreuzen und anderen kleineren Figuren bestreut, selbst die Beizeichen
werden auf die Schildhalter gelegt, wodurch diese eine höhere
Bedeutung als die in der deutschen Heraldik gewinnen. Die Schildhalter