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Sohn dieselben Formen, dieselben Zierweisen und dieselben Eigen-
heiten der Technik sich beinahe unverändert fortpflanzten. So haben
selbst noch Musikinstrumente des XVII. und XVIII. Jahrhunderts
nicht selten „gothische" oder zum
mindesten auffallend gothisirende
Schalllochzierden. Ein Beifpiel
dieser Art bietet Fig. 3, ein
Pergament mit zwei aufgesetzten
I-Iolzlagen, dessen Omamentik
noch „gothisctw ist, aber trotz-
dem bereits eine spätere Zeit
verräth. Dieser Eindruck wird
vor allem durch die spitzenartig
ausgezierten inneren Ränder der
gothischenFischblasenornamente
hervorgerufen, verräth sich aber
auch durch die „wilde" Gruppi-
rung der Fischblasen selbst.
Weit besser sind dagegen die F"? 4
der Renaissance angehörenden
Schalllochblätter Fig. 4 und 5, die wir uns in weniger conservativen,
mehr der Zeitrichtung folgenden Werkstätten entstanden denken
müssen. Ihre Ornamentik erinnert an die Bandverzierungen der
Renaissancebucheinbände, doch verräth insbesondere Fig. 4 noch
mancherlei Reminiscenzen, welche an die gothischen Vorbilder
gemahnen. Die Flächen zwischen den verschlungenen Zierbändern
von Fig. 4 sind mit gothischen Fischblasenornamenten und mit
Dreipassrosetten geschmückt; das Bandomament bildet eine vier-
blätterige Rose mit eingelegtem Kreuz. Den Mittelpunkt nimmt eine
aus Bein gedrehte Rosette ein, deren weisse Farbe angenehm vom
braunen Crrundtone des Blattes absticht. Bei der anderen Plaquette
(Fig. 5) ist die untere I-Iolzlage roth gefärbt, so dass auch hier die
obere sich schon durch die Farbe von der unteren abhebt. Das
Ornament, ein in ein Dreieck eingelegtes Triquetrum, ist äusserst
ansprechend und nachahmenswert - es verräth noch die „alte gute
Zeit des Handwerks", wogegen die späterzeitlichen Umbildungen
dieser Renaissance-Decorationsweisen wiederum zeichnerisch wie
technisch eine gewisse Decadence verrathen. Die neuerzeitlichen
Erzeugnisse dieser Art sind, wenn in Holz gearbeitet, meist einfacher
in der Ornamentik, oft blosse Aussägungen aus der Deckplatte der
Laute, Mandoline u. s. w., wenn in Pergament oder Papier ausgeführt,