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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 7)

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Sohn dieselben Formen, dieselben Zierweisen und dieselben Eigen- 
heiten der Technik sich beinahe unverändert fortpflanzten. So haben 
selbst noch Musikinstrumente des XVII. und XVIII. Jahrhunderts 
nicht selten „gothische" oder zum 
mindesten auffallend gothisirende 
Schalllochzierden. Ein Beifpiel 
dieser Art bietet Fig. 3, ein 
Pergament mit zwei aufgesetzten 
I-Iolzlagen, dessen Omamentik 
noch „gothisctw ist, aber trotz- 
dem bereits eine spätere Zeit 
verräth. Dieser Eindruck wird 
vor allem durch die spitzenartig 
ausgezierten inneren Ränder der 
gothischenFischblasenornamente 
hervorgerufen, verräth sich aber 
auch durch die „wilde" Gruppi- 
rung der Fischblasen selbst. 
Weit besser sind dagegen die F"? 4 
der Renaissance angehörenden 
Schalllochblätter Fig. 4 und 5, die wir uns in weniger conservativen, 
mehr der Zeitrichtung folgenden Werkstätten entstanden denken 
müssen. Ihre Ornamentik erinnert an die Bandverzierungen der 
Renaissancebucheinbände, doch verräth insbesondere Fig. 4 noch 
mancherlei Reminiscenzen, welche an die gothischen Vorbilder 
gemahnen. Die Flächen zwischen den verschlungenen Zierbändern 
von Fig. 4 sind mit gothischen Fischblasenornamenten und mit 
Dreipassrosetten geschmückt; das Bandomament bildet eine vier- 
blätterige Rose mit eingelegtem Kreuz. Den Mittelpunkt nimmt eine 
aus Bein gedrehte Rosette ein, deren weisse Farbe angenehm vom 
braunen Crrundtone des Blattes absticht. Bei der anderen Plaquette 
(Fig. 5) ist die untere I-Iolzlage roth gefärbt, so dass auch hier die 
obere sich schon durch die Farbe von der unteren abhebt. Das 
Ornament, ein in ein Dreieck eingelegtes Triquetrum, ist äusserst 
ansprechend und nachahmenswert - es verräth noch die „alte gute 
Zeit des Handwerks", wogegen die späterzeitlichen Umbildungen 
dieser Renaissance-Decorationsweisen wiederum zeichnerisch wie 
technisch eine gewisse Decadence verrathen. Die neuerzeitlichen 
Erzeugnisse dieser Art sind, wenn in Holz gearbeitet, meist einfacher 
in der Ornamentik, oft blosse Aussägungen aus der Deckplatte der 
Laute, Mandoline u. s. w., wenn in Pergament oder Papier ausgeführt, 

	        
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