MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 243)

vertretende grüne Kachelofen von 1574 aus dem Schlosse Mörsburg. 
Der Unterbau ist durch Lisenen gegliedert, der runde Aufsatz besteht 
aus Kacheln mit gegittertem Relief. Die bemalten Oefen sind repräsentirt 
durch ein vollständiges, von einem Privatmanne hergeliehenes Exemplar 
von 16m mit prächtigen Costümei-igureu und durch eine große Zahl von 
Kacheln, die leider ohne jede Ordnung aufgestellt sind, obgleich viele 
augenscheinlich zusammengehören. Da sehen wir mythologische Scenen 
mit naiver Nutzanwendung {(2. B. Perseus und Andromedae mit dem 
Sprache: Mancher begibt sieh oft in Gefahr Nur um eine Handvoll 
Jungfernhaar), biblische Scenen, Heilige, Jahreszeiten, Monate, häusliche 
Verrichtungen, eine Badstube und. vieles andere. Unter den gemalten 
Scheiben fielen mir solche auf, die in Vorrath gemalt und nur mit den 
verschiedenen Namen ausgestattet worden zu sein scheinen, wie die wunga- 
rischen Nationalgesichteru bei Clemens Brentano: ein Mann mit der Ar- 
kebuse, daneben eine Frau mit goldenem Pocal, darunter der Name eines 
Bürgers und seiner Hausfrau. - Der jetzigen Industrie des Cantons ent- 
sprechend sind auch Maschinen ausgestellt. Eine Sonderung nach der 
Zeit und dem Charakter der Gegenstände, unter denen sich zahlreiche 
gute Sachen aus dem Eigenthum des Antiquarischer: Vereines befinden, 
bleibt zu wünschen. 
Den Schluss dieser Wanderung machte St. Gallen, wo ihr ein 
vorzeitiger Winter leider enge Grenzen zog. Während die Gassen der 
Stadt durch Schneemassen unwegsam gemacht wurden, konnte jedoch 
um so behaglicher in dem schönen Bibliothekssaale des Stiftes Musterung 
der Schätze gehalten werden, die meistens durch Abbildungen längst 
vertraut geworden, nun in ihrer ganzen Ehrvixürdigkeit vorlagen und 
durch die Güte des Bibliothekars der genauesten Betrachtung unter- 
zogen werden konnten: der alte Bauplan, das Psalteriurn aureum, das 
dem Tutilo zugeschriebene Elfenbein-Diptychon, ein Einband mit rhei- 
nischem Email, Neumen, die Handschriften Ekkehards lV., eine voll- 
ständige Biblia pauperum, ein Sammelband mit frühen Holzschnitten, 
besonders schönen Schrotblättern u. a. m. Die Mehrzahl dieser Sachen 
ist dem Boden entsprossen, auf welchem sie sich noch befinden, und das 
erhöht deren Interesse für den Beschauer. 
Neue Erwerbungen für die Textilsammlung des Oesterr. 
Museums im Jahre 1885. 
Im Sinne der dem Oesterr. Museum bei dessen Gründung gestellten 
Aufgabe der Anbahnung und Beförderung einer Geschmacksreforrn auf 
dem Wege der Belehrung und Läuterung des Formen- und Farbensinnes, 
namentlich an orientalischen oder der guten älteren Renaissance ange-
	        
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