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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 2)

Gebrüder Daum (Nancy), Gold- und Silberschmuck von Charpentier, Cheret, 
Vernier. Man kennt ja diese appetitlichen Dinge. Neu für Wien sind die 
geklöppelten farbigen Spitzen, aber nicht von Aubert, sondern von de Feure. 
AUSSTELLUNG VON SKIZZEN UND STUDIEN. Die jüngsten 
Schichten der Künstlergenossenschaft regen sich nun auch und „wollen so 
frei sein, frei zu sein". Sie haben kürzlich im Künstlerhause ein paar Säle mit 
Skizzen und Studien gefüllt, die sich ganz amüsant ansahen. Die Auswahl aller- 
dings war nicht streng genug, und durch Nachsicht wird das Niveau nicht zu 
heben sein. Gewonnen haben durch die Ausstellung Franz Thiele, dessen grosse 
Figurenstudien aus römischer Stipendienzeit ein tüchtiges Eormen- und Freilicht- 
studium verrathen, dann Gustav Bamberger, der in Karlsruhe neben landschaft- 
lichen Stimmungen auch die Figur, und zwar im Lichteffect, gepHeg-t hat. 
Eduard Veith ist fruchtbar und zerfahren; ihm thäte Sammlung noth. Von Tomec 
und Konopa sah man feine Landschaftsstudien. Zoff ist von der Riviera nach 
Krems übergesiedelt und findet dort neuen Versuchsstoii". Sehr interessant sind 
die Meerwasserstudien aus Capri von Raimund Germela, der soeben auch in der 
Ausstellung der Aquarellisten auftaucht. Ein Original scheint uns in Wilhelm Heida 
bevorzustehen, der sich in derjubiläumsausstellung durch einen farbigen Relieffries 
ausgezeichnet hat und sich nun auch als hochmoderner, ja ultra-secessionistischer 
Pastellist entpuppt. Sein natürliches Gebiet ist augenscheinlich das -moderne 
Kunstgewerbe; er besitzt auch die Lust am technischen Experimentiren, die heute 
so hoch im Werte steht. 
IN BRONZEPREIS. Die k. k. Kunst-Erzgiesserei, als Filiale derBerndorfer 
Metallwarenfabrik (Arthur Krupp), hatte die gute Idee, einen Wettbewerb 
für eine Bronzegruppe auszuschreiben, die auf der Pariser Weltausstellung helfen 
sollte, Zeugnis von unserem Bronzekönnen abzulegen. Es waren drei Preise 
(2500, 600 und 400 Gulden) ausgesetzt, die Professoren Zumbusch und Scharff 
übten mit dem l-lerrenhausmitgliede Arthur Krupp das Richteramt aus. Leider ist 
das Ergebnis sehr mager ausgefallen, Der gute Wille des Auftraggebers war 
grösser als das Talent der Bewerber. Das Motiv war wohl anregend genug, es 
galt eine Allegorie auf das schwindende und das kommende Jahrhundert zu 
gestalten, allein die Phantasie der jungen Künstler erwies sich auffallend lahm. 
Schon dass unter siebzehn Entwürfen zwölf sich ohne eine Uhr nicht behelfen 
konnten, ist ein schlechtes Zeugnis; es war eine förmliche Uhrmacher-Ver- 
schwörung. Wo aber die'Phantasie loslegte, gebar sie wahre Ausgeburten. Ein 
sehr bekannter Bildhauer stellte eine förmliche „Pestsäule" vom Graben hin und 
ein naives Gemüth thürmte ein richtiges Tragant-Gebilde auf, in dem die vier 
leitenden Staatsoberhäupter Europas, Präsident Faure unter ihnen, Hand in Hand, 
aber Rücken an Rücken zusammengestellt waren, während vier bis an die Zähne 
bewaffnete Soldaten aus vier Armeen um den Sockel sassen. Der erste Preis Fiel 
dem Zumbusch-Schüler Johannes Raszka zu. Er bildete einen Beleuchtungskörper, 
wo ein Zweig mit vier elektrischen Lichtblumen die Gruppe umschlingt. Auf einer 
(viel zu kleinen) Kugel steht starr aufgereckt eine nackte weibliche Figur, die 
einen Palmenzweig emporhält und auf eines der Glühlichter deutet. Neben ihr 
sitzt zurückgesunken ein Arbeiter. Einjahrhundert der Arbeit ist vorüber, ein jahr- 
hundert des Lichtes steigt herauf. Der Arbeiter ist die beste Figur, die weibliche
	        
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