Abb. 134. Bunte Kachel mit der Darstellung des Kampfes zwischen David und Goliath. Salzburg, um x565.
Höhe 0-64 Meter
künstlerisch gezeichnet und schwer vergoldet. Durch Umschriften sind die
Dargestellten als Vespasianus (Abb. 129), Claudius, Aurelius, Julia (Abb. 130)
und Aurelia bezeichnet. (Hinsichtlich der Farben vergL: Walcher, Bunte
Hafnerkeramik, Tafel XIX.) Die Glasuren sind stark ineinander geflossen,
woraus zu schließen ist, daß die Kacheln stehend und im starken Feuer
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gebrannt wurden. Ihre
Heimat ist Salzburg.
Hatte sich die Re-
naissance in der Ofen-
keramik das Medaillon
aus den Dekorations-
motiven italienischer Ar-
chitektur für die gleich-
seitige Porträtkachel ent-
lehnt, so wählte sie für
die Höhenkachel aus
dem gleichen Vorbilder-
schatz den Portikus. Er
gab die Umrahmung für
die nun häufig {iguren-
reichen Darstellungen.
Dies leitet uns zu einer
Gruppe von Kacheln
österreichischer Her-
kunft, die einen neuen
Abb. x35. Bunte Gesimskachel mit Hzgars Verstoßung. Oberösterreich,
zweite Hälfte des XVLjahrl-lunderxs. Höhe cvxq Meter
wichtigen Beitrag zur Geschichte heimischer Hafnerkunst liefern sollen.
Über freundliche Mitteilung des Herrn Dr. Walter Stengel in Nürnberg
Abb. 136. Bunte Säulenbase von einem Ofenfuß. ln
der Art der Arbeiten des Salzburger Hafners HR. Um
1570. Höhe 015 Meter
kommen wir zur Kenntnis eines bis-
her in der keramischen Literatur noch
unbenutzten I-Iandwerksbuchs der
Hafner in Kreußen, welches der Ge-
lehrte gelegentlich seiner vorjährigen
Forschungen in dieser alten Töpfer-
stadt aufgefunden hat. Wir geben aus
dem Handwerksbuch die uns hier
interessierende Stelle wieder: „Erst-
lichen ist zu Wiessen, dasz vor alten
Zeiten alsz anno 1512 I-Iäffner hier
gewessen sintt mit Nahmen die
Vesten, die Bilt-Schnitzer und Bos-
sierer zu gleich gewesen sintt und
haben in der Statt Win und Lintz
vornehme Arbeit von allerhantt
Figuren in die Kirchen gemacht".
Mitglieder der Familie Vest hätten
also für Kirchen in Nieder- und Ober-
österreich gearbeitet und es wäre
nachzuforschen, ob ihnen hier pla-
stische Werke zugesprochen werden