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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 2)

von Kirche und Stift St. Florian, eine Aufgabe, an deren Lösung er bis 
zu seinem Tode, 1708 in Passau, wo er sich wohl für gewöhnlich auf- 
hielt, arbeitete. 
Nebenbei beschäftigten ihn aber auch andere Aufträge. Den Äbten 
Ehrenbert und Honorius in Kremsmünster (1669-1704) leistete er als 
architektonischer Beirath bei ihren Unternehmungen die wichtigsten 
Dienste. In den Jahren 1691 - 1695 leitet er mit Giovanni Battista die 
Stuccaturarbeiten in Reichersberg, wie denn Beide Baumeister und 
Stuccatoren zugleich waren. Dem Dome von Passau gibt er nach dem 
Brande von 1680 seine heutige innere Gestaltung. Die schöne harrno- 
nische Kapelle im Schlosse Marbach nächst Mauthausen (1688 bis 
168g), der hohe, luftige Pfarrhof in Ansfelden (bei St. Florian) mit 
seinen saalähnlichen I-Iausfluren und offener, auf Säulen ruhender 
Gallerie (1690) sind unverkennbar nach seinen Plänen gebaut. 
Der Grundstein zum Gotteshause St. Florian wurde am 15. August 
1686 in die Erde gesenkt. Im Jahre 1715 wurde die Kirche vom Bischof 
von Passau eingeweiht. Sie war bis auf einige Altäre von innen und 
aussen fertig. Ich will nicht sagen, dass die Facade den Wert eigener 
Erfindung besitze. Wenn wir uns die Thürme rechts und links weg- 
denken, so haben wir mit wenigen Abänderungen die Stirnseite der 
Kirche al Gesu in Rom vor uns. Eine zweigeschossige Pilasterstellung, 
darüber ein Frontispice mit Curvenabschluss ist das Wesen des Auf- 
baues. Die Fussgesirnse, die Sockel der Wandpfeiler, alle Thür- und 
Fensteröffnungen, alle Kanten und die mächtigen Voluten, die sich vom 
Frontispice zu den unteren Geschossen der Facade herabsenken, sind 
mit Granitquadem belegt, und heben sich von dem lichtgelben Körper 
charakteristisch ab. Die Capitäle sind aus feinem Sandstein gemeisselt. 
Dasselbe System gilt für alle Glieder der 42 Klafter hohen Thürme. 
In Nischen oder frei auf dem Frontispice stehen die Heiligen, denen die 
Kirche geweiht ist. Der Ausdruck der Facade ist edle Einfachheit und 
der Bestimmung entsprechender Ernst. An die Kirche stösst rechts 
die Frauenkapelle, in der langen Front herausgehoben durch grosse 
schöne Fenstergitter, welche von Heiligenbüsten und Reliefschildereien, 
von Putti gehalten, gekrönt werden. Sie sind eine vorzügliche Arbeit 
des schwäbischen Bildhauers Leonhard Sattler, dem wir noch oft bei 
unserem Gange durch das Stiftsgebäude begegnen werden. 
Dieses letztere bot dem Baumeister ein gewaltiges Problem zur 
Lösung. Da die Landesfürsten Maximilian I., Maximilian II., Matthias, 
Ferdinand [I., Ferdinand III., Leopold I., ungerechnet die anderen 
Glieder der kaiserlichen Familie, St. Florian öfter mit ihrem Besuche 
beehrten, was bei dem Prunke damaliger Zeiten selten ohne grosses
	        
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