Schattenspiel auf der von zahllosen durcheinander geschobenen
Brechungen bewegten Wasserfläche festgehalten.
Das sind die Grundlagen, auf denen sich Grethes Malwerke
aufbauen. In diesem selbst ist eine einfache, fast in der Sache gelegene
Entwicklung gegeben, vom Kleinlichen, Gegenständlichen zur
malerischen Breite und Einheit. In den früheren Werken tritt das
Einzelne noch mit einer gewissen Aufdringlichkeit hervor. Der Vorgang
der Darstellung erhebt den Anspruch, für sich zu wirken; die Über-
fülle des Temperaments greift nach leidenschaftlichen und aufregenden
Accenten. Gepaart mit bedeutendem Können, kann eine solche
energische Darstellung ihre Wirkung nicht verfehlen. Das früheste
grosse Werk (vom Jahre 1888) stellt einen „Tanz der Matrosen auf
einem Walfischfänger" dar und befindet sich jetzt im Danziger
Museum, ein anderes vom Jahre 1890 einen dramatischen „Schm-
bruch" (Aussetzen der Rettungsboote).
Von hier gab es auch verschiedene Wege. Vor allem einen
bequemen horizontalen Weg, der freilich in seinem weiteren Verlauf
wohl unmerklich abwärts geführt hätte. Grethe betrat einen aufwärts
weisenden Pfad. Er suchte des gegenständlichen Interesses I-Ierr zu
werden, indem er es bis zur Kraft selbständiger Poesie zu steigern
unternahm; die Wogen belebten sich mit Gestalten seiner Phantasie,
in denen sich die Naturkräfte selbst verkörpern sollten. So entstanden
zwei höchst wirkungsvolle Scenen, wo sich mit bedeutender drama-
tischer Kraft der Höhe- und Endpunkt der schrecklichen Tragödie
der See abspielt, indem die Wellengeister die erschöpften Schiff-
brüchigen triumphirend in die Tiefe reissen: das „Finale" (1893) und,
diesem künstlerisch überlegen, „Das Rettungsboot" (1895). Seitdem
ist der Künstler nicht mehr zu solchen Versuchen zurückgekommen
und es will uns bedünken, als ob er sich hier nicht auf ureigenen
Pfaden, sondern im Banne des grössten deutschen Künstlers unserer
Zeiten befunden hätte. Seine eigene Richtung aber war es, als er von
da an mit zielgewisser Energie und mit von Werk zu Werk sich
steigerndem Erfolge dem Rein-Malerischen zustrebte. Jetzt wurde
alles Fremde, Äusserliche, Nebensächliche abgestreift. In grossen,
immer reineren, immer reicheren I-Iarmonien trat als die bestimmende
Macht, als die lebendige Seele seiner Kunst die Farbe hervor. Sie
ist der Stoff, in dem es ihm gelingt, den elementaren Dreiklang von
Licht, Luft und Wasser in seinen unendlichen Wandlungen nach-
zuschaffen. Das Figürliche hörte darum nicht auf, in seinen Werken
eine Rolle zu spielen. Doch war ihm jetzt eine andere Aufgabe
zugedacht. Es wirkte nicht mehr als ein Selbständiges, das die Augen