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Internationale Sammler-Zeitung
N T r. 24
König Sigismund HL als Maler.
Es ist nicht unbekannt, daß Sigismund III., König
von Schweden und Polen, mit Erfolg die Malkunst
ausgeübt hat. Nun hat Dr. Olof Granberg im National
museum in Stockholm ein bemerkenswertes Gemälde
entdeckt, das unzweifelhaft von der Hand Sigis
munds herührt.
Es ist eine Guasch auf Pergament , 176 mm hoch
und 133 nun breit, die eine allegorische Darstellung
der christlichen Religion enthält. Auf einem (unsicht
baren) Thron, vor einer von zwei Marmorsäulen ein
gefaßten Nische, sitzt ein junges Weib mit rötlichem
Haar, gekleidet in ein weißes Gewand, das die Unter
arme freiläßt, und ein blaues Überkleid. Über den
Knien liegt ein goldbraunes Tuch. Das Haupt ist von
einem Heiligenschein umgeben, über dem die Taube
schwebt. Der linke Arm des Weibes ist ausgestreckt,
und in der gesenkten rechten Hand hält sie einen Lor
beerzweig. Zu ihrer Tunken sitzt ein kleiner Engel mit
einem aufgeschlagenen Folianten, in dem man aus
Jesus Sirach liest: „Gottes Wort ist der Weisheit
Quelle." Rechts von ihr kniet ein anderer Engel mit
einem Zepter in der rechten und einer Krone in der
linken Hand. In einer Nische ganz links steht ein lor
beerbekränztes Stundenglas, und ganz rechts sieht man
einen Totenschädel und einen Handspiegel. Unter dem
Bild des jungen Weibes ist groß das königlich polnische
Wappenschild mit dem Wappen der Vasa in der Mitte
angebracht, zu dessen beiden Seiten man einen Engel
mit einem Lamm am Bande sieht. Darunter, zwischen
den Ziffern 16 und 16 (Jahreszahl 1616), steht in
goldenem Text ein von der polnischen Königskrone
gekröntes S, das nur Sigismund bedeuten kann und
in der zweiten Reihe, ebenfalls in Gold „MNDFC“.
Der Finder deutet die Inschrift als S(igis) MuNDus
FeCit und meint, die allein dastehenden großen Buch
staben ständen für die entsprechenden, römischen
Zahlen der Jahreszahl.
„Das Bild ist", so sagt Dr. Granberg, „in einem von
den zeitgenössischen flämischen Künstlern beein
flußten Stil so schön komponiert, so'sicher und elegant
gezeichnet und so gut in der Farbe, daß es den schwe
disch-polnischen König nicht als tastenden Amateur,
sondern als wohlgeschulten Künstler zeigt.“
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(Die Sammlung der Grafen von Prokesch-Osten.)
Die Sammlung der Grafen Prokesch-Osten, die bei Henrich
in Berlin zur Versteigerung gelangt, zeichnet sich durch eine
Fülle von historisch bemerkenswerten Autographen aus.
Besonders hervorzuheben wären die Briefe Bismarcks a,n
den älteren Grafen, der bekanntlich Bundestagsgesandter
in Frankfurt war. Von der Korrespondenz berühmter Zeit
genossen mit Friedrich von Gentz liegen zirka 170 Briefe vor,
die über das politische wie private Leben dieses nicht nur
für Österreich, sondern auch uür die Gestaltung Europas
bedeutsamen Mannes interessante Aufschlüsse geben. Die
„Abteilung Musik, Bildende und Darstellende Kunst" ver
einigt so ziemlich alle Namen, <lic im vorigen Jahrhundert
auf diesen Gebieten glänzten. Es finden sich darunter auch ein
für die Lebensgeschichte Beethovens hochwichtiges Manu
skript aus der Zeit, da die Gefahr bestand, den Meister nach
Kassel, dem Sitz des Königs Jeröme von Westfalen, über
siedeln zu sehen, ferner zwei Briefe Beethovens an Jenger
und Karl Holz. Mozart ist durch eine Musikhandschrift
(Menuet 3 to für Blas- nnd Saiteninstrumente) sowie durch
einen Brief an seinen Väter, Schubert durch einen Brief
an, Jenger vertreten. Von Goethe verzeichnet der Katalog,
der 900 Nummern enthält, ungedruckte Briefe an Johann
Buff und Gentz.
(Die Versteigerung bei Liepmannssohn.) Unter
überaus zahlreicher Beteiligung von Sammlern und Kunst
händlern hat am 2. und 3. Dezember die von uns angekündigte
Autographenversteigerung bei Leo Liepmannssohn in
Berlin stattgefunden. Wien war durch die Buchhändler
Otto'Erich. Deut sch (Seidlsche Buchhandlung) und Dr. Ignaz
Schwarz vertreten, welche sich durch die große Anzahl der
Erwerbungen bemerkbar machten. Die Hauptstücke der
Sammlung wurden von Dr. Schwarz teils für sein eigenes
Lager, teils im Aufträge eines, ausländischen Sammlers er
standen. Es gehören dazu die Sonate Nr. 3 von Mozart, die
Partitur der dreiaktigen Oper „Rudolf, der deutsche' Herr"
von Karl Loewe, die Briefe der „unsterblichen Geliebten“
Beethovens, Gräfin Therese von Brunswick, der Entwurf
zur Ballade der Senta von Richard Wagner und andere.
Die wichtigsten Preise sind: Musiker. Nr. 5, Al
brechtsberger, Canon, Mk. 650; Nr. 11, Beethoven,
Brief an Mechetti, Mk. 1520; Nr. 12, Gräfin Brunswick,
Brief, Mk. 1650; Nr. 13, Desgl., Mk. 1300; Nr. 14, Graf Bruns
wick, Brief, Mk. 550; Nr. 15, Gräfin Deym, Brief, Mk. 400;
Nr. 24, Brahms, Albumblatt, Mk. 4100; Nr. 25, Ders., Brief,
Mk. 3600; Nr. 29, Desgl., Mk. 1100; Nr. 32, Desgl., Mk. 1030;
Nr. 33, Desgl., Mk. 5100; Nr. 36, Rob. Franz, Brief, Mk. 2000;
Nr. 71, Ders., Vierzehn Briefe, Mk. 7050; Nr. 86, Grieg,
Porträt mit Widmung. Mk. 1250; Nr. 89, Joseph Haydn,
Konzeptfragment eines Briefes, Mk. 3200; Nr. 91, Job. Michael
Haydn, Komposition, Mk. 1350; Nr. 103, Kreutzer, Drei
Orchestertänze, Mk. 1150; Nr. 111, Leoncavallo,' Brief,
Mk. 1400; Nr. 136, LoewtJ, Oper „Rudolf, der deutsche Herr“,
in Partitur, Mk. 18 500; Nr. 149, Marschner, Musikhand
schrift, Mk. 3200; Nr. 159, Massenet, Musikstück, Mk. 1700;
Nr. 161, Mendeissohn-Bartholdy, Ungedruckte Klavier
sonate, Mk. 51.000; Nr. 162, Ders:, Musikhandschrift, 3L S.,
Mk. .51.000; Nr. 177, Mozart, Sonate Nr. 3 in F-Dür ans 1781,
Mk. 146.000; Nr.. 178, Ders., Musikstück, 2 Seiten, Mk. 71.000;
Nr. 184, Musiker Visitenkarten, Mk. 1000; Nr. 186, Naumann,
Ölporträt, Mk. 00.000; Nr. 300, Ders., Grand Duo concertant,
op. 48, Mk. 50.000.
T ex tb ü che r. Nr. 313, Rinuccini, Dafne, Mk. 1350;
Nr. 314, Perl, Euridice, Mk. 1250: Nr. 315, Desgl., Mk. 1000;
Nr. 316, Monteverde, L’Arianna, Mk. 1900; Nr. 317. Desgl.,
Mk. 1100; Nr. 323, Cavalli, L'Hipermestra, Mk. 1700.
, Bildende K ü n s t 1 e r. Nr. 421, Boeclclin, Brief,
Mk. 1250; Nr. 444, Dore, Brief, Mk. 1450; Nr. 452, Guercino,
Brief, Mk. 1600.
Schriftsteller. Nr. 553, Alfieri, Brief, Mk. 1210;
Nr, 569, Beaumarchais, Brief, Mk. 1050; Nr. 580. Byron,
Brief, Mk. 2150; Nr. 582, Chamisso, Gedicht, Mk. 1050;
Nr. 586, Chesterfield, Brief, Mk. 1810; Nr 598, Fichte,
Handschrift, Mk. 1550;'Nr. 606, Fontenelle, Brief, Mk. 1250;
Nr. 620 und 621, Gentz, Handschriften, Mk. 4000; Nr. 631,
Grillparzer, Albumblatt, Mk. 1250; Nr. 652, Heine, Frag
ment, 2 Seiten, Mk. 1100; Nr. 653, Ders., Bruchstück aus
„Lutetia", II 1 /., Seiten, Mk. 3300; Nr. 683, Körner, Brief,
Mk. 1060; Nr, 684, Ders., Brief, Mk. 1300; Nr. 685, Desgl.,
Mk. 1150; Nr. 693, Lenau, Bruchstück von „Savotiarola",
Mk. 12.000; Nr. 695, Lichtenberg, Verse unter die Kupfer
des Gothaischen Kalenders vom Jahre 1777, Mk. 1050: Nr. 696,
Ders., Manuskript, 78 Seiten, Mk, 1050; Nr: 696, Ders.,
Manuskript, 78 Seiten, Mk. 1850; Nr. 707, Manzqni,
Brief, Mk. 1150; Nr. 713, Maupassant, Brief, Mk. 2250;
Nr. 720, Mosclieroff, Brief, Mk. 1550; Nr. 721, Mahler
Müller, Brief, Mk. 1050; Nr. 724. Müsset, Brief, Mk. 2200;
Nr. 738, Fritz Reuter, Brief, Mk. 1200; Nr. 739, Richard
sohn, Brief, Mk. 3200; Nr. 837, Stammbuch eines Chr. Ludwig
Lipten, Mk. 30.000; Nr. 838, Stammbuch enes Theologen
Karl Fr. Melchior Meyer, Mk. 5000 und Nr. 839, Stammbuch
eines Frankfurters Bein, Mk. 3500.
BIBLIOPHILIE.
(Illustrierte, und seltene Büche- aus dem
15. bis 19. Jali hundert.) Beider am 29. Oktober von Paul
Graupe in. Berlin durchgeführten Versteigerung wurden
Mk. 1,156.126 erzielt. Es brachten:
Nr. 1, Abailard ct Heloise, Paris Tran 4 (1796), Mk. 1650;
Nr. 2, Aesopus fabulae, 1486, M 7100; Nr. 3, Albertus Magnus,
de intellectu, 1492, M k.560; Nr. 4, Ders., Sermones notabiles
e 1476, Mk. 5000; Nr. 5, Anacreon, Sapho, Bion et Moschus,