MAK

Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 10)

Köpfe vor, medaillonartig von einer Schlange umwunden, die als 
Drücker dient. Die Deckplatten der Schlüssellöcher haben die Form 
von doppelten Muscheln. 
Noch andere Metalltheile sind da und dort dem Stuckgrunde 
aufgesetzt. An den Thüren des zweiten Typus fallen die lang 
heruntergehenden frei-jonischen Consolen auf, zwischen denen der 
Architrav wellenförmige Ranken mit Blumen und epheuartigen 
Blättern enthält; dunkle Bronze von hellgoldenen Rosetten unter- 
brochen, und ähnlich unter den Consolen nach abwärts. Von Bronze 
sind ferner sämmtliche Capitäle und Basen (jonisch) der Pilaster. 
Dann eine grosse tragische Maske als Krönung der Öffnung zum 
Wintergarten. Dieses Gesicht, dem auch der Hals nicht fehlt, hat 
lebenswahre Glasaugen eingesetzt, so dass man den Eindruck hat, 
als hätte wirklich ein Mensch sich eine Maske vorgebunden. Die 
Haare sind nach rechts und links in dunklen fliegenden Strähnen 
ausgezogen, die als Bordüre wirken. Auch im Wintergarten selbst 
ist dieser breite Durchgang rechts und links plastisch betont, und 
zwar durch zwei geistreich erfundene Wandappliken auf Onyxplatten. 
jederseits eine weibliche Relieffigur in vergoldeter Bronze, die auf 
einer Kugel steht und zwei grosse Palmenblätter emporhält, zwischen 
denen der Kopf mit einer dem römischen „iubar" entsprechenden 
gewaltigen Strahlenfrisur hervorleuchtet. Darüber orchideenartige 
Motive, die als elektrische Leuchtkörper dienen. (Von Matsch auch 
modellirt, bei Krupp gegossen, ohne Ciselirung.) Im Saale fallen noch 
die vier schönen Credenztische auf. Ihr vorderer, freistehender Fuss 
zeigt in der Mitte eine sitzende geflügelte Sphinx, die, gleich den 
Löwentatzen unterhalb, versilbert ist. Die Formen der Tische 
entsprechen denen der antiken Bronzemöbel, doch wurde für die 
Ausführung weiss gefärbtes Holz vorgezogen. 
Und nun wäre noch der malerische Theil dieses richtigen 
Gesamrntkunstwerkes zu erörtern. Die Malereien des Saales bilden 
einen umlaufenden breiten Fries, der sich um den Eingang zum 
Wintergarten rechts und links tief herunterzieht. Matsch hat unmittel- 
bar auf den Stuckgrund mit Ölfarbe ganz dünn gemalt, überwiegend 
in den hellsten Tönen, so dass die Wände mit farbigem Lichte 
überflutet scheinen. Die zierlichen Figuren in ihren schleierartigen 
Gewandungen nach antiker Art und das viele hellenische Beiwerk 
sind wie hingehaucht, alles wie in Luft und Duft aufgelöst. Fein- 
fühliges Abschleifen, namentlich des Fleischtones, hat zu diesem 
Eindrucke viel beigetragen, dagegen sind Bumen, Früchte und anderes 
Schmuckwerk, frisch nach der Natur hingesetzt. Bemerkenswert
	        
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