der Malerei erinnern, so braucht dies durchaus nicht auf die bestimmte Absicht
eines Künstler-Photographen zurückgeführt zu werden. Solche Reminiscenzen
werden sich immer einstellen, ob absichtlich herbeigerufen oder nicht, sobald der
Photographirende das thut, was jedes Künstlers Aufgabe ist: der Wahrheit treu
zu bleiben im Bereiche des kunstvoll Schönen.
So können, ja müssen sich sogar Porträttypen zur Geltung bringen wie
J. Craig Annan's Miss Burnet, ein durchgeistigtes Proülbild, wie es nur ein
Künstler der Renaissance geschaifen hätte; oder das Bild desselben Ursprungs:
Die kleine Prinzess, ein Pseudo-van Dyck voll Anmuth und Einfachheit. Ferner
Professor Watzeks fast lebensgrosses Bild eines Mannes, das an ein Werk des
späten Cinquecento mahnt! Unter Gertrud Käsebiers Bildern findet sich dagegen
ein anmuthig zartes Mädchenporträt in feinem, hellem Sepiaton. Philipp R. v.
Schöllers weiblicher Studienkopf aber hat die Wirkung einer intim durchgebildeten
Röthelzeichnung. Pose und Beleuchtung machen E. Weingärtners Studie (betende
Nonne) in geradezu täuschender Weise zu einem Bilde eines Meisters der Barocke.
Desselben Künstlers Hamburger Hafen kann nur mit einer Kohlezeichnung
vollendeter Art verglichen werden. Dass die heroische Landschaft auch in der
Natur zu finden ist, zeigen mehrere der zumeist in Gummidruck ausgeführten
Bilder, unter denen eine Aufnahme aus Italien von Heinrich Kühn wohl an die
Spitze zu stellen sein dürfte; ferner die monumental wirkenden: der Ponte Lucano,
in rothem Sepiaton, und der interessante mehrfarbig gedruckte Weiher von Hugo
Henneberg; Kühns „Sommer" mit mächtigen geballten Wolken und dessen Sici-
lische Brigg, die mit einer breit angelegten Aquarellmalerei auf rauhem Torchon-
papier wetteifertVon reizvoller, miniaturartigerZartheit sind hingegen Otto Scharfs
Birken am Bergeshang. Cabinetbilder feiner Stimmung sind die beiden Aufnahmen
von R. Prössdorf: Nach dem Regen und Aus Nürnberg, deren nebelfeuchte
Athmosphäre geheimnisvolle Stimmung hervorbringt.
In milder gelblicher Helligkeit zeigt sich R. Stieglitz' Alpenansicht: Die
Jungfrau. Carl Winklers Am Dorfausgang könnte kaum besser durch die Radir-
nadel hervorgebracht sein, der man wohl das Bild zuschreiben möchte.
Echt secessionistisch im besten Sinne sind die vorhandenen Charakterbilder:
Müde (Carl Graf Chotek); Die Reisigsammler (C. Winkel); Die Wasserschöpfer
(Fr. Behrens); Der Böttcher, Die Fischer, Beim Fasspichen (A. Fichte) u. A.
Sie weisen auf das Leben hin, aus dem die moderne Kunst nunmehr mit Vorliebe
unmittelbar zu schöpfen liebt. H_ Macht
ERLIN. AUSSTELLUNG von WERKEN PETER BEHRENS. Der
grosse Einfluss, welchen die japanische Kunst auf die Entwicklung unserer
modernen Zierkünste ausgeübt, ist allgemein anerkannt. Man schreibt ihm den
empfindsamer gewordenen Farbensinn der europäischen Kunst, deren rein
linearen Flächenstil, der sich vom Farbendruck ausgehend, über viele andere
Gebiete des Kunstgewerbes verbreitet hat, und die Vorliebe für Omamentmotive
aus der Thier- und Pflanzenwelt zu. Indessen der Einwirkung der ostasiatischen
Kunst verdankt die moderne decorative Kunst Europas noch etwas Anderes,
nämlich jene verschlungenen Linienmotive, die man, wie etwa das Muschelwerk
im Rococo, als das wesentlichste Merkmal der modernen Ornamentik bezeichnen
darf. Es kann kein Zweifel sein, dass diese rhythmisch bewegten Wellenlinien in