KLEINE NACHRICHTEN 59
ONDON. DIE SECI-ISTE AUSSTELLUNG DER ARTS AND CRAFTS
EXI-IIBITION SOCIETY. Durch zwei Monate, vom 9. October bis zum
g. December, haben die Arts and Crafts nach dreijähriger Unterbrechung ihre sechste
Ausstellung offen gehalten. William Morris, Walter Crane, Edward Burne Jones, als
Jüngster Annesley Voysey, diese Namen bedeuten das Zeichen, in welchem die Gesell-
schaft gekämpft, und man kann wohl heute schon sagen, gesiegt hat. Morris und Burne
Jones gehören zwar schon den Todten an, aber sie haben mehr als Schule, sie haben
Stil gemacht. Darüber lässt sich kaum mehr streiten, aber merkwürdig ist es, in welcher
Richtung dieser Stil sich entwickelt hat. Hierüber gibt die letzte Ausstellung lehrreiche
Auskunft. Sie ist in der New Gallery in Regent Street, welche überhaupt dem ästhetischen
Feinschmecker zu dienen pflegt, in vier mässig grossen Galerien und auf einem Balkon
behaglich und keineswegs gedrängt untergebracht. Hievon ist eine Galerie ausschliesslich
dem Andenken William Morris gewidmet, auf dem Balkon befinden sich lediglich
Entwürfe und Skizzen, so dass die ganze Winterausstellung des grossbritannischen
Kunstgewerbes drei mittelgrosse Räume in Anspruch nimmt. Diesmal ist es das
wirkliche, lebendige, erwerbende Gewerbe, welches den Ton angibt, nicht mehr
bloss Schulen, Vereinigungen und halb dilettantische Gilden. Alte und weltberühmte
Firmen, wie Elkington, Doulton, Benson, die Falkirk Iron Company, l-Ieal, Liberty, Henry
Riviere, Zaehnsdorf und andere haben sich in den Dienst der neuen Richtung gestellt
und ihr die Sanction ihrer unvergleichlichen technischen Vollendungskunst geliehen. Alle
die merkwürdige, auf hundertjährige Erprobung beruhende Fertigkeit in der technischen
Behandlung des Materials, ob Silber,
Thon, Kupfer, Eisen, Blei, Holz oder
Leder ist hier auf die neueste Kunst im
Gewerbe angewendet. Dieseverblüffende
technische Vollendung verbunden mit
der auserlesenen Güte des verwendeten
Stoffes gibt den ausgestellten Gegen-
ständen eine Sicherheit des Auftretens,
welche der continentalen Gefolgschaft
des neuen Stils nicht immer nachge-
rühmt werden kann. Und dabei zeigt
sich das Staunenswerte, dass dieser
neue Stil eigentlich uralt ist, ja dass
auch seine Schwächen, ich möchte
sagen, seine Pose, nur in einem Spiel
mitdem Uralten besteht. Es istjabekannt,
wie die nun auch dem Continent so
geläufige RichtungWilliam Morris gröss-
tentheils aus dem Verzicht auf schul-
mässige Zierforrnen, dem neu belebten
Studium der uns umgebenden Natur,
verbunden mit einer durchdachten Aus-
nützung ostasiatischer Zeichenweise
hervorgegangen ist. In ihrer Anwendung
auf das Kunstgewerbe und theilweise
auch auf die Baukunst, hat man sie am
Continent mit gewissen langgestreckten 15"-
Formeth eigenthümlichen? oft nicht Kamin aus Gusseisen entworfen von George jack,
leicht verständlichen Verschlingungen ausgeführt von der Falkirklron Company