Frankreich beeinflusst, doch einen
eigenartiger englischen Stil der
Wohnungseinrichtung geschaffen
hat, als irgend eine der früheren
Zeitperioden. Es ist aber nicht zu
leugnen, dass in England die Vor-
liebe für mittelalterliche Kunst
niemals ganz aufgehört, und wenig-
stens in der Architektur weder die
Renaissance, noch die Barocke, noch
das Rococo jemals rechten Boden
gefunden hat. Daher ist auch diese
Kannen aus gehämmertem Kupfer, Birmingham Rückkehr zum Mittelalter im Kunst"
Guild of Handicrafl gewerbe - the Gothic Revival wird
sie genannt - in dem eminent
historischen, ich möchte sagen, antiquarischen Sinne der Engländer gelegen.
Neu und vielleicht durch die Popularisirung der Denkmale ältester Vorzeit erklärlich
ist das Aufsuchen der gedrungenen frühesten Formen, wie selbe übrigens schon seit
längerem von den jüngeren amerikanischen Baukünstlern jenseits des Oceans gepiiegt
werden. Manches erinnert an langobardische, dann an romanische Kunst, das Meiste aber
ist oder will nordischen Ursprungs sein.
Seine grössten, unbestrittensten Erfolge hat der neue englische Stil zweifellos in der
Verzierung der Fläche errungen. Was in der Ausstellung an Wandbehängen, Tapeten,
Entwürfen für Wanddecoration gebracht wird, ist nahezu tadellos und auf diesem Gebiete
hat sich die Tradition nach William Morris bisher unverfälscht erhalten, selbstverständlich
auch hier mit allen seinen Anklängen an das Mittelalter, welche so recht deutlich erscheinen,
wenn die Arbeiten seiner Schule mit vorzüglichen Stücken aus dem XIV. oder XV. jahr-
hundert, wie mit dem kürzlich vom österreichischen Museum erworbenen Wandbehang
mit den wilden Männern, zusammengehalten werden. Weniger glücklich ist die Verzierung
der Teppiche für den Bodenbelag. Hier scheint der Orient bisher unüberwindlich und
unersetzbar geblieben zu sein. Geradezu grossartige Fortschritte hat in den letzten Jahren
und zwar unter unmittelbarem Einfluss der neuen Richtung, die Kunst des Buchbindens
in England gemacht. Es ist eine Wiedergeburt der classi-
schen Zeit des englischen Bucheinbandes von Jakob I.
bis Georg Ill., ebenso charakteristisch grossbritannisch,
dabei aber von einer technischen Vollendung, welche den
alten englischen Arbeiten nicht immer eigen war.
DieArbeiten in edlem Metall stehen durchwegs im
Banne des Archaismus. Die Formen der Gefässe erinnern
häufig an das, was wir prähistorisch nennen und hier als
keltisch oder altnordisch aufgefasst wird. Mit dem Silber
wird häufig Email verbunden, das Ganze soll oder will aber
so barbarenhaft als möglich erscheinen. Ob hier nicht zu
weit gegangen wird, und namentlich in der anscheinend
primitiven Behandlung des Metalles durch Hämmern und
Feilen nicht des Guten zu viel geschieht, will ich dahin
gestellt sein lassen. Doch finden sich vorzügliche Arbeiten
für kirchliche Zwecke, reizende Kleinigkeiten mit gothi-
schen Anklängen, zum Theile in den Schulen, wie es
scheint auch von Dilettanten verfertigt. Kupfer und
Messing ist hauptsächlich für Beleuchtungsgegenstände
Krug aus Kupfer und Messing. _
Birmingham Guild o; Hanaicrm verwendet, theils alterthümelnd, theils in origineller Weise