MAK

Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

11'] 
Bewegung. Er liebt den Act, aber nicht den in Ruhe befindlichen Körper, 
sondern das Spiel der Glieder und Muskeln. Und darin ist er unübertroffen. 
Mag er nun Malerei, Bildhauerei, 
Schachspiel, Dominospiel oder 
Violinspiel, das Bad oder das 
Echo darstellen, immer ist es der 
Act und die Bewegung, die ihn 
reizen und zu den überraschendsten 
Effecten führen. Denn auf Effecte 
geht er kühn und offenkundig 
aus; es ist oft gewagt, was er 
bietet, aber immer, wenn auch 
nicht schön im überlieferten Sinne, 
so doch charakteristisch und le- 
bensvoll. So wenn er „das Violon- 
cel" (eigentlich ,die Bassgeigd) 
oder „die Harfe" von einem 
nackten, modern mageren Weihe 
spielen lässt, nur um die Stellung 
und Bewegung des Körpers bei 
dieser musicirenden Thätigkeit zu 
schildern. Das Blumenmädchen 
lässt er eine Kniebeuge vor- 
nehmen, die Badende das Seil 
übersteigen, und nackt müssen 
auch die Bücherfreunde sein, die 
er in Mappen blätternd uns vor- 
führt. Naturstudium und über- 
quellende Phantasie, von durch- 
aus malerischer Auffassung ge- , _  v .. 
leitet, gehen -Hand in Hand bei Alice Müllensrrassenvlacar 
ihm. Wie köstlich ist der Einfall, 
auf einem Violinrücken Balleteusen in langem, in der Ferne verschwindenden 
Schwarme einen Reigen aufführen zu lassen. Aber er ist auch ein Porträtist 
von starkem, realistischem Vermögen; sein Meissonier und Puvis de 
Chavannes, sein Constantin Meunier mit der dazu gehörigen hochinter- 
essanten Skizze sind voll Kraft und Energie, aber auch hier ist er nicht ein 
akademischer Plastiker, sondern ein geistvoller Maler, der zu uns spricht. 
Ernile Seraphin Vemier hat wie kein Anderer die Medaille popularisirt, 
indem er sie zu Zwecken der Bijouterie heranzog. Das Bracelet mit der 
„Femme aux Colornbes" zeigt uns die ganze feinsinnige, formgewandte 
Richtung seines reichen Könnens. Vemier liebt die Anwendung von 
Blüten und Blättern, nicht nur zur Rahmung seiner Porträts als 
Brochen, auch in poetisch-symbolischer Weise, wenn er zum Beispiel
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.