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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

1.30 
geistvollsten Leistungen Scharffs, wie man deren 
bei keinem österreichischen Meister wiederfindet, 
und sie zeigt, dass der hier nachschaffende Künstler 
auch eigene dichterische Phantasie in sich ent- 
wickeln könnte, wie sie, den Franzosen in hohem 
Masse eigen, zum Element der Medailleurkunst 
gehört. Dieser geprägten Medaille steht eine grosse 
Gussmedaille mit dem Goethe-Kopfe gegenüber, 
welche die Vorzüge der Scharffschen Auffassung 
in noch höherem Masse hervortreten lässt, ebenso 
wie die Gussmedaille mit dem ausdrucksvollen 
Kopfe des Herrn von Borkenau als sehr gelungen 
bezeichnet werden muss. Es ist nicht Schwäche, 
sondern reife Einsicht des Künstlers, dass er keinen C":i;:i'l'1f;'::ake"l"- 
Anstoss daran nimmt, gegebenenfalls sich mit einem q 
Maler zu verbünden. So ist seine vielbewunderte Medaille auf Gottfried 
Keller, im Avers mit dem Porträt des Schweizer Dichters, imRevers mit 
der Darstellung des Orpheus, von Arnold Böcklin entworfen, während die 
Staatspreismedaille, welche das Ackerbauministerium aus Anlass der 
Jubiläumsausstellung im Jahre 1898 von Schar-ff ausführen liess, im 
Avers eine überaus fein und stimmungsvoll erdachte Allegorie des 
Ackerbaues zeigt, welche der Hand des trefflichen Landschafters 
Konopa entstammt. Aber hier wie dort spricht in der Ausführung und 
Durchbildung des Stückes doch echt ScharfFscher Geist zu uns, der immer 
eigenartig und persönlich eine Vortragsweise und Technik zeigt, die 
durchaus Wienerisch, und das will in diesem Falle sagen: bodenständig künst- 
lerisch im besten Sinne und von bleibendem Werte genannt werden müssen. 
Mit Stephan Schwartz ist es eine eigene Sache. Wer die 
Wiener Meister kennt, nennt ihn in einem Athem mit Tautenhayn 
und Scharff. Und mit Recht, denn sein 
künstlerisches Vermögen ist stark und von 
eigener Art, seine Technik hoch entwickelt, 
sein Streben immer auf Vervollkommnung 
und Neues gerichtet, sein Ehrgeiz impulsiv 
drängend, er hat Schule gemacht, gute Schule. 
Er hält etwas auf sich und dieses etwas ist 
viel; alle Verständigen werden ihm darin freudig 
beistimmen. Mit einem Worte, er ist in seiner 
Kunst, wenn nicht zum Höchsten, so doch zu 
Hohem berufen; er hat viele Beweise davon 
gegeben und wird sie noch vermehren, denn er 
steht in den besten schaffensfähigsten Jahren. 
, Aber eins fehlt ihm: strengste Selbstkritik. Die 
L,c„„„„sübe,p„q,m„ Medaillen und Plaquetten auf den Tod Ihrer 
 

	        
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