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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

Soldaten interessantes Stück voll Leben und Bewegung, I-Iomberg (Bern) 
überrascht mit dem Porträt des Professors Schleuniger, während seine 
Schützenmedaillen nicht über das 
Mittelmass solcher in breiten 
Kreisen cursirenden und daher 
einer doppelt ernsten Pflege 
würdigen Stücke hinausragen. 
Hier wäre der Punkt, wo wohl- 
verstandene Kunstpflege kräftig 
einzusetzen hätte; so lange 
Schützen, Sänger und Turner, 
diese Tausende und Abertausende 
medaillenverlangender Menschen 
nicht das Gefühl dafür erlangt 
haben, das sie befähigt, das künst- 
lerisch Wertvollere dem minder 
Wertvollen vorzuziehen, wird kein 
dauernder Aufschwung dieser 
Joseph Kowarczik, Menzel, Gussrnedaillon volkskunst zu erwarten Sein- 
Staat und Kirche müssen aber 
vorausgehen; dem Hartgelde ist künstlerische Fonn zu geben, wie in 
Frankreich, und die Kirche, deren Feste und dienende Corporationen für 
Schau- und Gedenkmünzen so starken Absatz und Bedarf sichern, sollte 
auch hier auf den Schönheitssinn der Masse einzuwirken trachten, dessen 
Pflege ihr stets am Herzen lag. 
Nicht nur des Lobes und Tadels, productiver Kritik bedarf die Kunst, 
mehr als je gilt es, durch Eindringen in Wesen, Aufgabe und jeweilige 
Entvvicklungsform der Kunst sich klar zu machen, was sie uns sein soll und 
zu leisten vermag. Speculative Ästhetik oder rhetorische, wie G. Keller sie 
genannt hat, brauchen wir nicht, daran hatten wir genug und die Künstler 
höhnten sie nur. Praktische empirische Ästhetik thut uns noth, im Kleinen 
wie im Grossen. Und solchem Zwecke dienen solche Specialausstellungen 
mehr als der grosse lärmende Kunstmarkt, der verwirrt und alle intime 
Beziehung zur Kunst im Keime vernichtet. Das Österreichische Museum, 
das eine Schule der Geschmacksbildung zu sein berufen ist, für Geniessende 
nicht nur, auch für die Künstler, hat mit Freuden die Gelegenheit begrüsst, der 
Medaille und ihrer erneuten Schätzung zu dienen. Dankbar ist des hervor- 
ragenden Antheils zu gedenken, dessen der medaillenkundige Regierungsrath 
von Loehr, als Obmann des Ausstellungscomites, auch bei diesem zeit- 
gemässen Unternehmen sich rühmen darf. Die Ausstellung hat der Sache 
und dem Museum, den Künstlern und dem Publicum einen grossen Dienst 
geleistet. 

	        
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