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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

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Toilette möglichst apart in den Rahmen hinein. Sie ist überquer hinein componirt wie 
ein exotisches Ornament. Sie hält eine Schüssel mit Blumen und bückt sich nach einer 
hinabgefallenen Rose. Die Einfachheit und Schneid' des Vortrages, der eigenartige Pfeffer 
in der Farbe dieses Künstlers verfehlen ihre Wirkung auch diesmal nicht. Dagegen 
bewegt sich Maurice Greiffenhagen, der mit einer grossen „Verkündigung" zum ersten- 
mal in Wien erscheint, in jenem neu-classischen Geleise, das von Rossetti zu Leighton 
führt. Die Typen nebst ihren Bewegungen und Verkürzungen sind das Englischeste, das 
es gibt, desgleichen die absichtliche Verschossenheit der tiefen Farben. Es ist in dem 
Bilde ein grosser, wenn auch national preziöser Zug und eine kräftig festgehaltene Scala. 
Von zwei Glasgowern sind meisterhafte Sachen da; zwei vornehme Damenbildnisse von 
John Lavery und zwei flattrige Landschaften von E.A. Walton. Unter den Franzosen und 
Belgiern befinden sich einige Merkwürdige. Vor Allem interessirt diesmal Charles Cottet, 
der Schwarzmaler von Paris. In seinen bretonischen Scenen mit den schwarzgekleideten 
Bäuerinnen in ihren weissen Hauben ist eine ernste, ja tragische Note angeschlagen, die 
durch eine breite markige Handhabung der Farbe noch bedeutender wird. Durch sein vor- 
jähriges Triptychon ist er in die allervorderste Reihe getreten. Es sind hier zwei solche 
Scenen von ihm zu sehen und dazu noch eine lebensgrosse Bretonin in jenem Schwarz 
und Weiss, wie sie vom Meere herkommt. In einigen Hafenlandschaften voll frischer 
Beobachtung sind gelbe und rothe Beleuchtungen gegeben, in denen sich die Welt sehr 
wundersam darstellt. Unter den Bildern Raifaellis fällt besonders eine junge kranke Frau 
im Bette auf, ein Weiss-in-Weiss, aus dem alles Fleisch etwas bläulich angekränkelt 
heraussticht. Das Bild ist meisterhaft gezeichnet und wirkt mit einer Art Specialfarbe. 
Femand Khnopff ist stets ein lieber Gast der Secession. Auch jetzt hat er mehrere, 
besonders persönlich durchempfundene Bilder geschickt. Ein ganz Neuer ist hier Paul 
Signac, dessen Conterfei in blauer Seemannstracht Van Rysselberghe voriges Jahr hieher- 
geschickt hat. Signac bringt eine ganze Menge Bilder, meist von der Seeküste, bald mit 
Gebäuden, bald mit grossen Bäumen. Alles ist pointillirt oder, nach seinem Ausdruck, 
neo-impressionistisch. Man sieht gemalte Mosaiken, aus viereckigen oder unregelmässigen 
Farbentupfen, die aber nicht so innig zusammengehen und auch keine so tiefen Hannonien 
geben, wie bei Van Rysselberghe. Einige sind in ihrer Art wirksam, im Ganzen wird man 
sich wohl mehr erwartet haben. Auch von Berton, Billotte, Roger und Lagarde sind 
treffliche Bilder da. Der Holländer Jan Toorop hat einige seiner kühnsten symbolistischen 
Capriccißs geschickt, vor denen man rathend und rathlos steht. Die „drei Bräute" (die 
kirchliche, weltliche und die Todesbraut) mit den Glocken, deren Klänge in spiraligen 
Linienbündeln umherwallen, und den singenden Chören, deren Gesang in Omamentlinien 
reihenweise zum Himmel steigt, sind eine symbolistische Träumerei, die aber wirkliche 
Bildwirkung hat. Ein anderes Bild: „Die junge Generation" zeigt ein Kind, das im Kinder- 
sessel vor der Thüre sitzt. Eisenbahn und Telegraph ziehen dicht vorbei, das Kind aber 
sieht einen Wundergarten inRoth und Grün um sich her erblüht, mit märchenhaften Formen, 
die vermuthlich die Zukunft sind. Es ist in der That ein nur zu kurioses Märchen in 
Roth und Grün. 
Sehr bedeutend sind die deutschen Beiträge. Zwei ganze Wände sind mit Ludwig 
von Hofmann bedeckt, der in Wien noch nie so anziehend aufgetreten ist. In einer ganzen 
Reihe von Bildern schildert er Luft und Wasser in ihrer Wirkung auf das Nackte. Diesem 
Problem hat er schon viele Jahre gewidmet und ist immer tiefer in die Geheimnisse dieser 
optischen Poesie eingedrungen. Das Beispiel Liebermanns und Zorns hat vermuthlich 
auf ihn gewirkt und ihn in der Erkenntnis des Zaubers dieser Phänomene gefördert. Heute 
lässt er eine blanke Schönheit an das Ufer steigen, mit ihrem eigenen Schatten auf dem 
Fleische, und diesen Schatten ganz durchwirkt mit den grünen Reüexen des Grases und 
den blauen und rosigen des Himmels. In einer grossen Scene mit badenden Mädchen ist 
dieser schöne Spuk ganz meisterlich erhascht. Das sind wahre Blüten der modernen 
Freilichtmalerei. Noch andere poetische Zustände der Natur und des natürlichen Menschen
	        
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