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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

warum weinest Dul", das SeineMajestät für die kaiserlichen Sammlungen erworben hat. In 
seiner transparenten Abendstimmung, die ein Wunder als einen natürlichen Vorgang 
erscheinen lässt, und in der bestrickenden Heimlichkeit seiner Tonxnischungen müsste 
dieses Bild, auch abgesehen von dem ergreifenden Vorgang, einen tiefen Zauber ausüben. 
Arthur H. Baxter. Detail des Friesen aus dem Schlafzimmer (Aus: „The Artist") 
 
Noch andere mässig grosse Bilder fesseln durch den Reiz der Uhde'schen Farbenrnischung, 
die sich in lauter feinen Übergängen und Vermittlungen bewegt. Sein Verfahren führt 
zu einer Einheitlichkeit, die eigentlich in jeder Faser mannigfaltig ist. Die Localfarbe wird 
selten entscheidend betont, wie etwa in dem köstlichen Bilde „Verlassen", das aber auch 
weniger Uhde. als einem alten, sehr feinen Niederländer gleicht. Dies ist wohl auch der 
Grund, warum bei ganz grossen Massstäben die farbige Wirkung nicht so mühelos 
beherrscht erscheint. Die grossen Bilder Uhdes sind willensstarke Aufrafllxngen und 
hochintelligente Constructionen, denen man aber den Gang durch die Bildergalerie, an 
Rubens und Rembrandt vorbei, deutlich ansieht. Er erholt sich bei ihnen Raths, aber die 
technische Rechnung geht nicht ganz in der Empfindung auf, man hat nicht den Eindruck 
einer nothwendig in das Grosse ausströmenden malerischen Naturkraft, wie eben bei 
geborenen Grossmalern. Uhde ist noch auf der Suche nach seinem grossen, ausgiebigen 
Gesammtton, und zwar sucht er ihn auf der Seite nach Grau und Schwarz hin. Den 
historischesten Eindruck unter den grossen Bildern machen die „Würfler"; dagegen ist 
die „Predigt" reich an gemiithvollen Ziigen aus dem Volksleben. Es sind auch einige 
Landschaften da, in denen man wandeln möchte, ein Wald mit Kindern und ein Feld mit 
einem Paar, das an die Morgenarbeit geht. Wenn man Uhde'sche Statfagen sieht, hat man den 
Eindruck, dass die Welt wirklich für den Menschen erschaffen ist, und zwar jedes Stück 
Welt für einen gewissen Menschen. Das ist so sein rein menschlicher Socialismus. Und 
einen wahren Schatz von stiller Lebensfreude birgt ein grosses Bild, auf dem er seine 
drei Töchterchen im Hausgarten darstellt. Das ist in der Originalweise Uhdes gemalt, 
ohne alle Hinübersteigerung in einen gehobenen Stil. Einfach drei liebliche junge 
Existenzen, in einer Schlichtheit, die schon wie Tugend berührt, und in einem Halblicht 
und Halbschatten von harmloser Alltagssonne, wie kein anderer das dem Künstler nach- 
malt. Was in seinen Anfängen Problem war, z. B. die mannigfache Belichtung und 
Beschattung eines einzigen niederhängenden Armes, das erscheint hier zur zweiten Natur 
geworden. Und das ist es, was dem Beschauer ein ästhetisches Wohlbefinden einflösst. 
Die Sache leuchtet ihm ein, er spürt Natur in ihr. Und das wäre eigentlich auch das 
Problem für Uhdes grosse Historien. In dieser selbigen Weise behandelt, ohne Seiten- 
blick auf componirende und stilisirende Alte, wären sie das Historienbild der Zukunh.
	        
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