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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 3)

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Reorganisirung der Bildhauerschule. Diese muss wieder eine Werkstatt werden, in der 
die Jugend selber den Meissel führt und den Guss besorgt. Dann wird sie schon bei der 
Conception des Werkes im Material empfinden, und andererseits wird dem Dilettantismus 
wie der Massenproduction ein Riegel vorgeschoben sein. Er verweist auf die Alten, die 
Alles prima nach kleinen Skizzen gearbeitet und direct nach der Natur in Stein gemeisselt 
haben. So müsse es wieder werden, wenn eine „zeitgerechte Kunst" entstehen soll. - 
Dass I-Iellmer von A bis Z recht hat, ist keine Frage. Man hat auch anderswo schon die 
Falschheit der jetzigen Plastik zu empfinden begonnen. Wir selbst haben wiederholt, so 
bei den Bronzegüssen nach Charpentiers, Rodins, Trubetzkois so unmittelbar wirkenden 
Thonmodellen darauf hingewiesen, wie gar nicht materialmässig diese Dinge eigentlich 
sind, indem weiches Material in weicher Behandlung hart wiedergegeben ist, als könne 
man Bronze durch Daumendruck formen oder mit dem Modellirholz in Marmor wühlen. 
Auch wird in Deutschland schon fleissig nach der Natur in Stein gemeisselt, namentlich 
Porträtbüsten, und in Holz ist dies auch bei uns die Regel. Ruskin geht in seiner 
Forderung nach Handechtheit noch weiter, er verträgt es nicht einmal, dass ein Bild von 
fremder Hand gestochen werde, sein Ideal sind die alten deutschen Maler-Stecher. 
jedenfalls ist es erfreulich, Hellmers gewichtige Stimme in diesem Sinne zu hören, 
zumal er auch auf das technische Detail (das Schwinden des Erzes und Wachses im 
Guss, die störende Gusshaut u. dgl.) eingeht und sogar Winke über die praktische Durch- 
führung seiner Reform gibt. In der That scheinen die Schwierigkeiten gar nicht so gross 
zu sein, als die bequeme Gewohnheit sie sich vorstellt. Hellmers Schrift ist als „I. Theil" 
bezeichnet; hoffentlich lässt er bald die Fortsetzung folgen. Je mehr, desto besser. 
KLEINE NACHRICHTEN 50' 
EIN MODERNES SCHLAFZIMMER von ARTHUR 1-1. BAXTER, das 
mehrere Abbildungen zeigen, hat ausgesprochen individuelle Absichten. Es ist nur 
in einem Exemplar möglich und man könnte auf dieser Basis von Ornamenten und 
Linien kein zweites zeichnen, ohne dass der Bewohner ermüdet würde. Baxter ist ein 
junger Künstler, der bereits vieles entworfen hat, und von dem man noch manches erwarten 
darf. Die Anlage ist folgende: an der Längswand stehen Bett (ins Zimmer hinein), Kamin 
und ein Wandkasten. Der Kamin ist aus bemaltem Holze mit gleichfarbigen Kacheln und 
Kupferornamenten, und das Bett viereckig, kastenförmig, natürlich aus gleichem Holze wie 
die Kaminverkleidung. Von dem hübschen decorativen Fries aus stilisirten Blumen bringen 
wir ein Compartiment in detaillirter Ausführung. Die anstossende schmale Wand hat Raum 
für den Waschkasten (Kupferomamente). Die Täfelung der Wand weitet sich in Stellagen 
für Bücher und Schmuckgefasse aus. Die gegenüberliegende Wand ist für den Toilettetisch 
und die Fensteröffnungen bestimmt. Es ist ein guter Gedanke, den Spiegel zwischen die 
Fenster zu verlegen. Für Licht ist solcherrnassen reichlich gesorgt. Auch der Toilette- 
kasten hat, wie die Abbildung zeigt, originelle Formen. Die vierte Wand bringt die 
Thüröffnungen und im Pfeiler, der etwas zu breit ausfällt, den Garderobeschrank. Es 
sind noch zwei Details zu erwähnen, das Kupfer-Repoussewerk, das für die Thüren benützt 
wurde, die Thürangel und das Schloss. Die Farben denkt sich der Künstler grau-grün und 
Creme-gelb. F-d. 
RÜNN. ORLXKaAUSSTELLUNG. Das Mährische Gewerbemuseum hat am 
u. Februar eine Sonderausstellung von Werken des Malers Emil Orlik eröffnet, 
welche geeignet ist, das vielseitige Schaffen dieses hochbegabten Künstlers im schönsten 
Lichte zu zeigen. Fast sämmtliche Arbeiten - der Katalog zählt 3x0 Nummern -- Hand- 
zeichnungen, Ölbilder und Pastelle, vor allem Original-Radirungen, J-Iolzschnitte und
	        
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