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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 4)

C. R. ASHBEE. EIN REFORMER ENGLISCHEN 
KUNSTGEWERBESSW VON W. FRED- 
LS William Morris, der dem englischen Kunst- 
gewerbe neue Wege geöffnet hatte, vor drei 
Jahren starb, war sein Werk noch nicht gethan. 
Der Keim war da, die Saat gelegt. Die Schaffen- 
den hatten neue Ziele, die Kaufenden, das Publi- 
cum edlere Wünsche. Morris' Absichten verfolgen 
seine Freunde und Schüler, unter ihnen an erster 
Stelle Walter Crane fort. Allein noch bei Morris 
Lebzeiten regte sich eine selbständige Bewegung, 
deren Führer auf eigenen Bahnen, von Morris 
unabhängig, nur durch späte Freundschaft mit ihm verbunden, eine Reform 
des Kunstgewerbes anstrebte. Es sind jetzt elf Jahre vergangen seit 
C. R. Ashbee die ersten schüchternen Schritte machte auf dem Wege, der 
jetzt zu stattlichen, jedem einleuchtenden Erfolgen geführt hat. Im Jahre 1886 
hatten sich drei Menschen zu gemeinschaftlichen Arbeiten und Plänen 
zusammengefunden. Drei Leuten war die Erkenntnis gekommen, dass die 
jetzigen Productionsformen eine Entfaltung des Kunstgewerbes hindern. 
Der bedeutendste dieses Dreimänner-Collegiums war ein Dreiundzwanzig- 
jähriger, C. R. Ashbee. Er hatte in Cambridge in „Kings College" studirt, 
und war dann, wie vor ihm auch William Morris, zu einem Architekten in 
die Lehre gegangen. Dann hat es ihn aber nicht gereizt, das enge Metier 
seines Lehrmeisters, des in England wohlbekannten Kirchenbauers Boodley 
auszuüben. Seine Pläne waren weiter, seine Blicke gingen in die Ferne. Es 
war ihm nicht genug, Häuser zu bauen, er wollte sie auch wohnlich machen. 
Das Handwerksmässige hatte er gelernt. Nun regte sich der Künstler und 
der Socialreformer. 
Analoge Gedanken treiben alle diese englischen Künstler, dieselben 
Ideen leiteten Ruskin, wie Morris, wie C. R. Ashbee. Von rein künstlerischen 
Plänen gehen sie aus und das ganze Gebiet socialer Reform wird ihr 
Arbeitsfeld. jeder von diesen Männern ist dann seinen eigenen Weg 
gegangen. Jeder hat seine Originalität bewahrt. Und zu allem: zwischen 
jedem dieser drei Männer liegt eine Generation. Ruskin hatte die prae- 
raphaelitische Kunstbewegung mit unterstützen geholfen, Morris hat sich 
im Verein mit Burne-jones der schon auf ihrer Höhe angelangten Bewe- 
gung angeschlossen, und in Ashbees Entwicklung spielt Ruskin nur noch 
als der anerkannte, jenseits aller Kämpfe stehende Meister eine Rolle. 
Allen gemeinsam aber ist, dass sie mit gleichem Bedachte die künstlerischen 
wie die socialen Nothwendigkeiten in ihren Plänen erwogen. 
So ist unter der Hand aus den Künstlern, die schöne Häuser, neue 
Möbel, gute Stoffe machen wollten, eine Schaar von Socialreformern 

	        
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