In einem der nächsten Räume waren junge Wiener vereinigt, meist aus dem Hagen-
Bunde. Es findet da sichtlich ein kräftiges Aufraffen aller Kräfte statt, jener Wettbewerb
untereinander, mit Ausschluss lässigerer Elemente, der selbst die Fähigkeiten steigert.
Neben Zoff, Bamberger, Tomec, Ranzoni, und Anderen fiel
namentlich Hans Wilt mit einem herbstfarbenen ,.Abend bei
Baden" von starkem Stimmungsgehalt und tadelloser Technik
auf, während Kasparides einen Augustabend im Prater („Nach
dem Gewitter") zwar technisch nicht ganz bewältigte, aber
viel von der regenfeuchten Frische und dem dunklen Ernst
der Stunde in Sicherheit brachte. Auch Neues hat Kasparides
versucht, in einem grossen Arbeiterbilde („lm Schweisse
deines Angesichtes") mit Dämmerung in einer Fabriks-
Vorstadt; er ist da weniger selbständig, behandelt aber die
gedämpften Lichtwirkungen mit auffallendem Talent. Vielleicht
ein Wink für ihn, von dem gewohnten Heroismus seiner
Stimmungen zu ruhigeren: Existiren abzulenken. Ludwig
F. Graf brachte nach längerer Unsichtbarkeit drei grosse
Bilder, von denen ein „Bahnhof bei Nach " mit vielen farbigen
Lichtern am meisten gefiel. Zwei grusse Bilder von Feldarbeit
Q R_ Ashbm in hellem Tageslicht hat er zu sehr in Irisfarben vernebelt,
Lusler aus Kupfer eines seiner Lieblings-Experimente. Wildas „Flucht nach
Egypten", zwischen hohen Palmenstämmen (siehe Böcklins
„Schweigen im Walde"), ist poetisch empfunden, zeigt aber die egyptischen Erinnerungen
des Künstlers schon etwas verblasst. Auch eine hübsch angeordnete „Abessynische
Madonna" ist mehr im Atelier als in Kairo erlebt. Wilda sollte wieder einmal „im fernen
Osten Prophetenluft kosten". Auch Schäffers neue Wienerwald-Vorfrühlinge sollten zur
Abwechslung etwas anderes sein, als seine vorjährigen; in der Wiederholung wächst die
Gewandtheit, aber die Unmittelbarkeit schwindet. Die beiden jungen Prager Hudecek und
Slavicek erfreuten in mehreren Landschaften wieder durch ein modemistisches Wesen,
das noch nicht ins „Auswendige" gerathen
ist. Diese wenigstens schmecken noch
mehr nach Landschaft als nach Atelier.
Über Pippichs grosses jajcebild haben
wir schon in einem früheren Hefte
gesprochen. Ein sehr hübsches Illustra-
tionswerk hat das Paar Lefler-Urban
in seinen Zeichnungen zu Hoffmanns
„Chronika der drei Schwestern" geschaf-
fen. In grosser Mannigfaltigkeit wechseln
da phantastische Architekturen und Land-
schaften, idyllische Winkel mit blutjungen
Pärchen, struppige Kampfscenen und
absonderliche Stimmungsmomente. Der
gleichmässig dünne Federstrich gewinnt
in dieser geschickten Handhabung eine
eigene malerische Beredsamkeit, wozu
auch Gold und Farben einiges beitragen.
c. n. Ashbee, Thürverzierung aus snm Manches Blatt, zum Beispiel ein Palast
auf dem Grunde eines Gewässers, dessen
Oberfläche sich in weissen Wellenringen kräuselt und mit goldenen Abendfarben
sprenkelt, oder eine Uferscenerie mit alten Weidenbäumen, steht auf der Höhe des
besten Auslandes. Aufsehen erregte eine farbige Plastik Wilhelm Hejdas „Der Menschheit