letzter Spross". Freund Hein, hier richtiger Feind Hein, reitet auf jenem müden Rethel-
Böcklin-StucEschen Rappen durch einen wahren Pfuhl von braun-grüner Verwesung. Er
hält einen Säugling im Arm, während nackte Menschen sich an sein grünes Gewand und
an eine Hinterfessel des Gaules klammern, um den
Räuber zurückzuhalten. Es ist eine wahre Pestphantasie
aus der Zeit des lieben Augustin, in Hejdas schnellfertiger
Weise, aber mit packender Verve gemacht. Der junge
Künstler übersprudelt von Talent und durchlebt jetzt
augenscheinlich eine Epoche, wo ein ernsthafter Auftrag
ihm und dem Besteller frommen würde. In anderen
Räumen fand sich noch manches Gute von österreichischer
Hand. Alexander D. Goltz' „Vorüber" ist wohl seine
gelungenste Lösung des Themas, eine schöne Dame im
rosigen Abendstrahl darzustellen; sein grosses Porträt des
Musikdirigenten Kremser ist etwas zu sehr Salon. Sehr
frisch ist die Teintbehandlung in einem Brustbilde des
Erzherzogs Eugen von Frau Rosenthal-Hatschek. Von
Horovitz und Pochwalski sah man interessante Herren-
bildnisse, von Hedwig von Friedländer ein ganz reizen-
des Kinderbildnis und von Meholfer ein hochelegant
gehaltenes Porträt der Baronin Giesl. Das wirksamste
Porträt der Ausstellung war aber ohne Frage das Brustbild
des deutschen Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, von
dem Ungarn Philipp Laszlo. In tiefstem Dunkel ein
blendend heller Fleck, in dem die vornehm gedämpfte
Fleischfarbe, zwei hellblaue Augen und das Orangeband
des schwarzen Adlers mitwirken. Geniale Eigenart und
ein mächtiges malerisches Temperament, wie Lenbach,
hat Läszlö nicht; seine Eigenschaften sind eleganter
Geschmack, sorgfältige Zeichnung und Malweise und die
Gabe des richtigen Griifes. Wie er einen Kopf oder eine
Gestalt anfasst, um ihr von vornherein gleich etwas
Persönliches, vielleicht auch Charakteristisches zu geben, C_ R Mhbm pfülmmm, in Eich,
das macht ihn eigentlich zum guten Porträtmaler. Auch mit Kupferbeschlägen
die eigenthümliche Kopfsenkung des Reichskanzlers,welche
die Stirne noch mächtiger herauswölbt und dem vollen Blick etwasFixes, ja Starres gibt, folgt
aus dieser Gabe. Drei andere aristokratische Bildnisse beweisen, dass er diesen Griff in sehr
verschiedener Weise zu thun versteht. Das Brustbild der Grälin Aglae Kinsky-Auersperg
und die Kniestücke des Fürsten Maximilian Egon Fürstenberg und seiner Gemahlin sind
durchaus verschieden erfasst. Dass bei der ausgebreiteten Thätigkeit des so international
gewordenen Künstlers das SchaEen nicht immer gleich tief geht, ist nicht zu verwundern.
Unter den deutschen Bildern waren die der Worpsweder Brüderschaft die stärksten.
Mackensen stand, wie immer, voran, namentlich mit seinem grossen vorjährigen Bilde:
„Die Scholle". Ein Bauer lenkt die von zwei Mädchen gezogene Egge über den braunen
Acker, am Himmel dunkle schwere Wolkenballen; der Abend röthet sie und die lebens-
grossen Figuren. Es ist ein heroisches Element in solchen Bildern der Worpsweder, aber
eines, das aus der Erde der Erdgeborenen emporsteigt. Der Mensch und seine Scholle
gehören untrennbar zusammen, sind für einander geschaffen, das eine des anderen Schicksal.
Und der Künstler selber führt Spachtel und Pinsel wie ein Wesen, in dem noch Saft und
Kraft des Erdenklosses rumort. Eine kolossale goldbraune Herbstlandschaft von Courtens,
die bei den Worpswedern hing, liess den Unterschied zwischen Kraft und Kraft
deutlich erkennen. Courtens, der vor zehn Jahren noch als der Titane galt, erscheint