heute trotz seines massiven Auftrags als ein Verschmolzener und Ausgeglichener, ja
Weicher, diesen Natursöhnen gegenüber, die ihre Farben ungebrochen neben einander
setzen und das Verschmelzen der Netzhaut überlassen. Ein grosser Theil ihrer Farben-
perspective liegt gar nicht im Bilde, sondern zwischen
dem Bild und dem Beschauer. Zwei Bilder Mackensens
sind übrigens so hell und kühl gehalten, dass sie diesem
Meister des Triiben gar nicht ähnlich sehen. Neben dem
Poeten Vogeler („Frühling"), der nach wie vor sein
Hellblau und Hellgrün paart, und Hans Am Ende, dessen
alte Frau („Am Spinnrad") nicht recht harmonisirt ist,
machte sich diesmal auch Karl Vinnen, von Gut Osterndorf,
geltend, der seit kurzem zur Worpsweder Fahne geschwo-
ren hat. Seine drei grossen Landschaften, immer ohne
Staffage, sind mit elementarer Wucht hingesetzt. Eigent-
lich sollte man in dieser Weise Fresken in monumentalen
C. R_ Anm", Müde um einem Räumen malen. Eine Enttäuschung bildete die Münchner
wen", gedmch von del-"Guüd o; Luitpoldgruppe, die drei ganze Säle füllte. Sie ist nicht
Handicrnft" recht alt und nicht recht neu, und hat wenig richtige
Talente. Wir nehmen natürlich Walter Firle aus,
dessen „Heilige Nacht" ein feines und gernüthliches Bild ist. Und in den Landschaften
von Fritz Beer und Hennann Urban ist Kraft. Und josef Matiegzeck weiss altes
Galeriecolorit in eigenthürnlicher Lockerung an sehr populär gesehene Figuren zu
wenden. Die grossen Bilder der Brüder Georg und Ralfael Schuster-Woldan behandeln
Märchen, die dadurch zu anspruchsvoll werden, und gewisse anonyme Scenen, hinter
denen der Betrachter sich etwas Bedeutendes denken soll. Leider sind die letzteren (von
Raffael Schuster-Woldan) oft so schlecht gemalt, dass man sich förmlich wundert, wie
ihm „Auf freier Höhe", namentlich auch im Nackten, so weit glücken konnte. Viel
Beachtung fanden die kuriosen Bilder des Münchners Karl Strathmann und des Norwegers
Gerhard Munthe. Strathmann hat den richtigen ,,Simplicissimus"-Geist, verbindet aber
die satirischen Scenen mit massenhaftem modernem Ornament. In manchen seiner
Farbenblätter ist Eugene Grassets Einliuss zu erkennen und sein grosses Gemälde „Die
Kraniche des Ibykus" sieht fast wie eine Parodie auf den antiquarischen Farbenpoeten
Gustave Moreau aus. Er füllt seine Landschaften mit Unmassen frei erfundener gelber
und rother Sternblumen, überzieht die Erde mit gelben, roth punktirten Moosteppichen
und bekleidet seinen sehr halbasiatischen Ibykus mit Prachtgewändern, deren Muster er
bis auf den letzten Faden genau durchführt. Aber sicherlich hat er komische Phantasie
und auch die Technik dazu. Munthe dagegen malt altskandinavische Teppichentwürfe,
Schlachten aus dem X. Jahrhundert, in mehr als archaischen Formen und Farben, eine
aus isländischen Puppenschachteln hervorgegangene Gestaltenwelt. Und doch ist es
ihm nicht um die komische Epopöe zu thun, sondern um den naiven Märchenreiz
dieser schon zeitlos gewordenen Dinge, zu denen noch kein „Prirnitiver" zurückgegangen
ist. Sie haben eine gewisse Verwandtschaft mit den Scherrebeker Teppichen nach
Entwürfen von Thema, wo es „quadrillirte" Seeungeheuer u. dgl. gibt.
Ein grosser Theil des ersten Stockes war den Engländern und Schotten eingeräumt.
Es war da eine Anzahl vorzüglicher Werke, die durchlaufende Linie aber war der heutige
Durchschnitt, der sich nachgerade so national eigenartig gestaltet hat. Wie der Typus
des englischen Menschen ist auch der des englischen Bildes etwas für sich. Schon die
heutige englische Farbe mit ihrer gedämpften Kraft, einer Tonigkeit, in der die alten
Galerien verdaut sind, ist etwas Specii-isches. Desgleichen die englische Zeichnung und
Modellirung des Menschen, die etwas entschieden Ethnographisches hat. Man sah das
Alles deutlich an Figurenbildern von Mac Gregor, Ger. Moira, Stott of Oldham, und
natürlich auch an einigen Zeichnungen von Burne-jones. Andere bringen ihre persönlichen