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i-indig wird, ist die bekannte Ödigkeit solcher Vorführungen in ihr gerades Gegentheil
verkehrt. Sogar die vier Tabellen mit statistischen Angaben, die dabei hängen, sind nach
Wagners Idee vom Maler Lang hübsch figiirlich ausgeschmückt. Das reizvolle Object, das
in der kurzen Zeit seit dem 2. Februar hergestellt wurde und auf das Gediegenste ausgeführt
ist, wird im Palais d'I-Iorticulture aufgestellt und von anderen Schaustellungen der öster-
reichischen Gartenkunst umgeben sein.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
ANTIKE GLÄSER. Selten findet der Archäologe Gelegenheit für die Ergebnisse
seiner Forschungen bei Fachleuten wie bei Kunstfreunden im allgemeinen so gleich-
mässiges Interesse zu erwecken, wie es in dem Kataloge der Fall ist, den vor kurzem
Anton Kisa über die Sammlung der Frau Maria vom Rath in Köln veröffentlicht hat.
Der Bestand der ansehnlichen Glassammlungen Kölns, unter welchen die des Wallraf
Richartz-Museums an Reichthum alle anderen überragt, ist kein alter. Die grossen Funde
wurden erst im Laufe der ausgedehnten Bauthätigkeit in den letzten zwanzig bis dreissig
Jahren gemacht. Die Fundumstände, die für die historische Classiiication von grösster
Wichtigkeit sind, sind daher meist bekannt, und deshalb bilden die Kölner Sammlungen
einen der wichtigsten Ausgangspunkte für die historische Durchforschung der Geschichte
des antiken Glases. Unter den Privatsammlungen ist hinsichtlich der Mannigfaltigkeit ihrer
Typen die der Frau Maria vom Rath die bedeutendste, und Kisa hat die Gelegenheit einen
reich ausgestatteten Specialkatalog mit 32 Tafeln, mit zum Theil farbigen Abbildungen
in Gross-Quart herstellen zu können dazu benutzt, dem beschreibenden Verzeichnis eine
geschichtliche Abhandlung vorangehen zu lassen, die an Übersichtlichkeit der Anordnung,
Mannigfaltigkeit der Forschungsergebnisse und gewissenhaftem Studium des gesammten
litterarischen und musealen Materiales weit über das Mass dessen hinausgeht, was in der
Regel in derartigen historischen Einleitungen geboten wird. Kisas historischer Theil des
Kataloges stellt sich vom Anfang bis zu Ende als eine umfassende, selbständige Arbeit
dar. Ein besonderes Verdienst hat sich überdies der Verfasser durch eingehende Behandlung
zahlreicher technischer Fragen, die gerade in der Geschichte der antiken Glasindustrie
eine so hervorragende Rolle spielen, erworben.
l-Iiebei boten ihm zum Theil auch Analysen fachkundiger Chemiker wertvolle Auf-
klärungen. Als besonders beachtenswerte Capitel heben wir hervor das über Faden-
verzierung der Gläser, das über Gravirung und Schliff, wobei auch über die vasa diatrata
manche wertvolle Beobachtung mitgetheilt wird, und das über die Bemalung und Ver-
goldung. Damit sei aber keineswegs gesagt, dass nicht auch in den übrigen Partien der
Abhandlung, wie z. B. bei Besprechung der Herstellung der Farben, der Erzeugung der
Madreporem, der Petinet-, Reticella-, Onyx- und Mosaikgläser, des Laminationsprocesses
u. s. w. zahlreiche bisher zum Theil ziemlich unklare Vorgänge der antiken Glastechnik
in dankenswerter Weise deutlich gemacht werden.
Als Prachtstücke der in Rede stehenden Sammlung heben wir eine ins Viereck
gezogene Ringflasche (Nr. xx5) mit farbigen gepressten muschelförmigen Verzierungen
und die zahlreichen vorzüglichen Barbotine- und Schlangenfadengläser hervor
(Nr. 106-! I4).
Wir waren durch die Knappheit des uns zur Verfügung stehenden Raumes
gezwungen, auf die zahlreichen interessanten Einzelheiten, die uns in dieser über hundert
Seiten umfassenden geschichtlichen Einleitung sowohl, wie in dem 3x4 Nummern
verzeichnenden Kataloge geboten werden, nur summarisch hinzuweisen. Dieser Hin-
weis dürfte aber genügen, um zu constatiren, dass fernerhin Niemand sich mit der
Geschichte des antiken Glases wird beschäftigen können, ohne Kisas Arbeit zu Rathe
zu ziehen.