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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 4)

 
Thongeliuse von Mutz 
Auf Veranlassung der Vereinsleitung wurde durch Herrn Geheimrath Krupp, anlässlich 
der Neubauten für das Vereinshaus des kaiserlichen Yachtclub in Düsternbrook, dem 
Verein die Vermittlung grösserer Auhräge für das einheimische Kunstgewerbe zu der 
Inneneinrichtung der Localitäten übertragen. Für das Jahr xgoo ist eine grössere Wander- 
ausstellung neuerer Kunstarbeiten der Provinz in Aussicht genommen. 
Ganz besondere Beachtung verdienen ohne Zweifel die in jüngster Zeit von Seite des 
Vereins sowohl, wie im Thaulow-Museum und im Hamburger Museum für Kunst und 
Gewerbe ausgestellten und erworbenen Kunsttöpferei-Erzeugnisse von der Töpferei Mutz in 
Altona. Neben den hervorragenden Erzeugnissen von Engelbrecht (farbige Glasfenster) und 
Schwindrazheirn (auf dessen organisatorisches Wirken ich an dieser Stelle nicht näher 
eingehen kann) stehen diese Arbeiten an Schönheit und handwerklicher Charakterkraft 
ebenbürtig. Schon vor Monaten erregten diese Gefässe aus Thon mit geflossenen 
Glasuren die Aufmerksamkeit Dr. Brinckmanns in Hamburg durch ihre aus der genauen 
Kenntnis des Handwerks und des chemischen Herstellungsprocesses hervorgegangenen 
„Soliditätü Es sind wirkliche Gebrauchsformen, denen die genaue Vertrautheit mit den 
chemischen und materiellen Schwierigkeiten, mit anderen Worten, die gute handwerkliche 
Tradition zugute kommt. Unsere jüngeren kunsthandwerklichen „Reforrnatorei-i" thäten 
zuweilen klug daran, mehr Rücksicht auf die Grenzen und die zweckmässige Folge- 
richtigkeit in der Überlieferung des betreffenden Kunsthandwerks zu nehmen, ehe sie 
abenteuerliche Neuformen und Spielarten zu prägen suchen, die oft mit jeder praktischen 
Kritik der reinen Vemunß: im grellsten Widerspruche stehen. Für das Kunsthandwerk 
genügt es nicht, Ideen zu haben. Phantasie und frischer Muth allein können noch keinen 
Stuhl, keine Ledertasche und kein Trinkglas erzeugen: Wissen und praktische Erfahrung 
müssen dabei sein. Der Wert der Mutz'schen Gefässe beruht nicht in letzter Linie darauf, 
dass sie ganz organisch aus dem Boden des Handwerks herauswachsen, um sich durch 
verständige Nutzanwendung, unermüdliches Verbessern und Probiren und ein feines 
künstlerisches Taktgefühl ganz von selber zu Kunstwerken zu erheben. Schalen und Vasen 
zur Aufnahme von Blumensträussen oder blühenden Zweigen in I-Iochformat bilden die 
Mehrzahl der Gefässe, wobei die matten, flüssigen, mehrfarbigen Glasuren nur als 
koloristischer Reiz wirken sollen. Mit Recht ist irgend eine bestimmte zeichnerische Form, 
wie etwa das Pfianzen- oder Blumenstengelmotiv, vermieden, weil es bei Gefässen, die 
Blumen aufnehmen sollen, unlogisch und unästhetisch wäre. Rein decorative Vasen, 
die nicht zum Gebrauch dienen, sind von diesen wesentlich verschieden. Eine
	        
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